Ein klarer Fall von Verfassungsbruch, auch am Bosporus. Doch nicht nur ein deutsches Volkslied weiß, dass die Gedanken frei sind… Genau wie die Musik. Und Gedanken und Musik, beide immateriell und flüchtig, können gefährlich wirksam werden und kleine und große Veränderungen anstoßen.
Seit März 2016 hat sich die Erde ein paar Mal weitergedreht. Neue politische Ereignisse lassen unsere Welt in der Zwischenzeit aber nicht unbedingt friedlicher oder beruhigender erscheinen. Immer noch haben viele Menschen das Gefühl, dass sehr bald einiges zu Ende gehen könnte. Manche sehen die westliche Demokratie durch den Aufstieg der Autokraten bedroht. Andere ihren Wohlstand gefährdet. Oder die Existenz einer offenen, toleranten Gesellschaft. Auch die Privatsphäre wird zunehmend durch Überwachungssysteme und digitale Medien beschädigt. Oder droht gleich unserem ganzen christlichen Abendland der Untergang? Die Frage, was danach kommt, ist noch ungewiss. Erst einmal sind da viel Traurigkeit und Angst, Aggression und Ratlosigkeit, nicht zu vergessen Galgenhumor und trotziger Optimismus – viele große Gefühle im Angesicht einer verwirrenden Weltlage.
Noch haben wir unsere Demokratie, und ein Grundrecht, das auf der Meinungsfreiheit basiert, garantiert unser tägliches Brot im Theater: die künstlerische Freiheit. Und die wird Sandy Lopičić, der in der vergangenen Saison mit seinem musikalischen Theaterabend „Trümmerfrauen, Bombenstimmung“ einen großen Erfolg im HAUS EINS feiern konnte, wieder nutzen. Doch während in der letzten Saison die Kostbarkeit jedes einzelnen Lebens im Mittelpunkt stand, geht es nun um die Kraft der Masse und der Gemeinschaft. Zusammen mit zehn Spielerinnen und Spielern mit und ohne Instrumenten wird Sandy Lopičić diesen komplexen, politischen Grundakkord unserer Zeit auf dem Theater reflektieren.
Sandy Lopičić
Lopičić ist in Graz lebender Musiker, Filmkomponist, Theaterregisseur und Schauspieler. Er wurde 1973 in Stuttgart geboren und zog 1987 nach Sarajewo, wo er die Musikmittelschule in der Klavierklasse von Neda Stanković besuchte. 1991 ging er nach Graz, um klassisches Klavier in der Klasse des Moskauer Alexandr Satz an der Kunstuniversität Graz zu studieren. Schon während des Studiums spielte er Klavier als Alleinunterhalter im Grazer Theatercafé und arbeitete als Ballettkorrepetitor in der Ballettschule der Grazer Oper. 1995 trat er sein erstes Engagement als Musikalischer Leiter und Komponist bei den Vereinigten Bühnen Graz an, wo er unter Intendant Marc Günther u. a. die Bühnenmusik zur Uraufführung von Wolfgang Bauers „Die Menschenfabrik“ und in der Inszenierung von „Black Rider“ Regisseur von Regisseur Ernst M. Binder Tom Waits‘ Musik im Balkansound zu Gehört brachte. 1999 entstand das Sandy Lopicic Orkestar, das bis zu seiner Auflösung 2006 zwei Alben aufnahm und europaweit auf Tour war. 2007 gründete Sandy Lopičić die 12-köpfige Formation „Sandy Lopicic Superstvar“. 2000 traf er erstmals beim steirischen herbst auf den bulgarischen Regisseur Dimiter Gotscheff, den er als sein Vorbild bezeichnet, und begann sich für Regie zu interessieren. Seine erste Inszenierung war 2003 „Einer flog übers Kuckucksnest“ am Schauspielhaus Graz, es folgen Arbeiten im Regieduo „Pan Danubia“ mit Cornelia Crombholz am Volkstheater Wien, Staatstheater Nürnberg und Schauspielhaus Graz sowie mit Dimiter Gotscheff am Deutschen Theater Berlin („Pulverfass“), am Thalia Theater Hamburg und bei den Salzburger Festspielen („Immer noch Sturm“) und am Residenztheater München („Zement“).
In seiner Musik finden sich sowohl Jazz-Elemente als auch die bosnischer Volksmusik. Dadurch entsteht ein ganz eigener Sound abseits traditioneller Spielweisen von Balkanfolklore oder Serbischer Brass-Musik. 2014 brachte er das Album „Bye bye Balkan“ heraus. In der Spielzeit 2015.2016 entwickelte Sandy Lopičić den musikalischen Theaterabend „Trümmerfrauen, Bombenstimmung“ in HAUS EINS des Schauspielhaus Graz, der über 25 Mal gespielt wurde und zu Gastspielen eingeladen wurde.
Regie Sandy Lopičić
Bühne und Kostüme Vibeke Andersen
Musik Sandy Lopičić
Video Herwig Baumgartner
Karikaturen Petar Pismestrovic
Dramaturgie Viktor Fellegi
Karla Mäder
Mit
Henriette Blumenau, Sarah Sophia Meyer, Clemens Maria Riegler, Andri Schenardi, Susanne Konstanze Weber
Musiker
deeLinde, Raphael Meinhart, Milos Milojevic,
Sašenko Prolić, Helmut Stippich
weitere Vorstellung am 14., 24. und 27. Jänner, am 8., 15. und 16. Februar, jeweils 19.30 Uhr, sowie ab März
Tickets
T 0316 8000, F 0316 8008-1565, E tickets@ticketzentrum.at
I www.schauspielhaus-graz.com
Informationen, Pressekarten und Fotos
Schauspielhaus Graz, Pressestelle, Martina Maier, Carina-Maria Iberer
T 0316 8008 3212, F 0316 8008 3488, M 0664 243 76 10
E martina.maier@schauspielhaus-graz.com