"Das Kokain ließ mich Tage und Nächte manisch herumrotieren, gegen das lästige Herzrasen goss ich Alkohol drauf, schlief irgendwann vollkommen betäubt ein, dabei half das Rohypnol, das der neue, zum Heroin ratende Dealer mir mitgebracht hatte, weil, so seine fachmännische Blickdiagnose, ich auch mal wieder runterkommen müsse, zwischendurch. Wenn ich erwachte, brauchte ich eine Weile, um einen Zusammenhang herzustellen zwischen den durch die Gardinen hindurch sichtbaren Tageszeitindizien und der zuletzt erinnerten Tageszeit, ich unterschied nur mehr zwischen hell und dunkel, Tag und Nacht. Manchmal schlief ich wohl 26 Stunden, manchmal auch nur zwei, es war alles nicht so klar und sollte das auch auf gar keinen Fall werden. Aufstieg und Fall in einem Rutsch. Nur aufschreiben würde ich es halt noch müssen, irgendwann, aber natürlich erstmal bis zum letzten Kapitel durcherleben – ohne retardierenden zweiten Akt (where the slow stuff happens) direkt in die Katastrophe."
Der Schriftsteller als Popstar – Benjamin von Stuckrad-Barre war und ist Role-Model für einen neuen Autorentypus, der sich bewusst überlegt, mit welchen Mitteln er die Öffentlichkeit erreichen kann. Genau wie in der Popmusik – und ob das authentisch ist oder nicht, spielt keine Rolle. Was passiert, wenn die eigene „Marke“ das Leben zu dominieren droht, erzählt Panikherz im Gewande des ultimativen Popromans, als den man Stuckrad-Barres Autobiographie nur begreifen kann. Hier darf man nicht nur hemmungslos „Ich“ sagen, hier geht es gar nicht anders.
Und weil Stuckrad-Barre ein großer Neurotiker ist, wird er zum gnadenlosen Reporter seines eigenen Zerfalls. Er beobachtet sich selbst, wie er im Strudel der Sucht nach unten gezogen wird – begleitet von den Songs Udo Lindenbergs und ihren Verheißungen: High sein, unterwegs sein und immer schön locker bleiben.
- Regie/Fassung: Oliver Reese
- Bühne: Hansjörg Hartung
- Kostüme: Elina Schnizler
- Musik: Jörg Gollasch
- Licht: Ulrich Eh
- Dramaturgie: Valerie Göhring
- Live-Musik: Lukas Fröhlich, Peer Neumann, Gerhard Schmitt, Tilo Weber, Manuel Zacek
MIT Nico Holonics, Bettina Hoppe, Laurence Rupp, Paul Zichner sowie Lukas Fröhlich, Peer Neumann, Gerhard Schmitt,Tilo Weber, Manuel Zacek (Musik)
WEITERE VORSTELLUNGEN AM 20. & 28.2.