Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
URAUFFÜHRUNG: "PANIKHERZ" VON BENJAMIN VON STUCKRAD-BARRE im Berliner EnsembleURAUFFÜHRUNG: "PANIKHERZ" VON BENJAMIN VON STUCKRAD-BARRE im Berliner EnsembleURAUFFÜHRUNG:...

URAUFFÜHRUNG: "PANIKHERZ" VON BENJAMIN VON STUCKRAD-BARRE im Berliner Ensemble

Premiere 17.2.2018, 19.30 Uhr, GROSSES HAUS

18 Jahre nach seinem Debüt "Soloalbum" schreibt Benjamin von Stuckrad-Barre sie doch, die Autobiographie, mit der keiner gerechnet hat. Ein Greatest-Hits Album, ein Best-Of: kein Soloalbum – sondern der Soundtrack eines selbstzerstörerischen Lebens. Im legendären Hotel Chateau Marmot am Sunset Boulevard schaut Stuckrad-Barre sich selbst beim Schreiben zu – und erzählt von zwanzig Jahren Nachtleben, Drogen, Ruhm und Realitätsverlust, vom Aufstehen und Hinfallen. Keine Recherche, sondern pures Leben.

 

Copyright: Moritz Haase

"Das Kokain ließ mich Tage und Nächte manisch herumrotieren, gegen das lästige Herzrasen goss ich Alkohol drauf, schlief irgendwann vollkommen betäubt ein, dabei half das Rohypnol, das der neue, zum Heroin ratende Dealer mir mitgebracht hatte, weil, so seine fachmännische Blickdiagnose, ich auch mal wieder runterkommen müsse, zwischendurch. Wenn ich erwachte, brauchte ich eine Weile, um einen Zusammenhang herzustellen zwischen den durch die Gardinen hindurch sichtbaren Tageszeitindizien und der zuletzt erinnerten Tageszeit, ich unterschied nur mehr zwischen hell und dunkel, Tag und Nacht. Manchmal schlief ich wohl 26 Stunden, manchmal auch nur zwei, es war alles nicht so klar und sollte das auch auf gar keinen Fall werden. Aufstieg und Fall in einem Rutsch. Nur aufschreiben würde ich es halt noch müssen, irgendwann, aber natürlich erstmal bis zum letzten Kapitel durcherleben – ohne retardierenden zweiten Akt (where the slow stuff happens) direkt in die Katastrophe."

Der Schriftsteller als Popstar – Benjamin von Stuckrad-Barre war und ist Role-Model für einen neuen Autorentypus, der sich bewusst überlegt, mit welchen Mitteln er die Öffentlichkeit erreichen kann. Genau wie in der Popmusik – und ob das authentisch ist oder nicht, spielt keine Rolle. Was passiert, wenn die eigene „Marke“ das Leben zu dominieren droht, erzählt Panikherz im Gewande des ultimativen Popromans, als den man Stuckrad-Barres Autobiographie nur begreifen kann. Hier darf man nicht nur hemmungslos „Ich“ sagen, hier geht es gar nicht anders.

Und weil Stuckrad-Barre ein großer Neurotiker ist, wird er zum gnadenlosen Reporter seines eigenen Zerfalls. Er beobachtet sich selbst, wie er im Strudel der Sucht nach unten gezogen wird – begleitet von den Songs Udo Lindenbergs und ihren Verheißungen: High sein, unterwegs sein und immer schön locker bleiben.
 

  •     Regie/Fassung: Oliver Reese
  •     Bühne: Hansjörg Hartung
  •     Kostüme: Elina Schnizler
  •     Musik: Jörg Gollasch
  •     Licht: Ulrich Eh
  •     Dramaturgie: Valerie Göhring
  •     Live-Musik: Lukas Fröhlich, Peer Neumann, Gerhard Schmitt, Tilo Weber, Manuel Zacek


MIT Nico Holonics, Bettina Hoppe, Laurence Rupp, Paul Zichner sowie Lukas Fröhlich, Peer Neumann, Gerhard Schmitt,Tilo Weber, Manuel Zacek (Musik)

WEITERE VORSTELLUNGEN AM 20. & 28.2.

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 13 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

BEWEGENDE NATURSCHILDERUNGEN -- Stuttgarter Philharmoniker mit der "Alpensinfonie" von Richard Strauss in der Liederhalle STUTTGART

"Erhabene Landschaften" standen diesmal im Mittelpunkt. Zunächst musizierten die Stuttgarter Philharmoniker unter der kompetenten Leitung von Frank Beermann die "Grand Canyon Suite" aus dem Jahre 1931…

Von: ALEXANDER WALTHER

DRAMATISCHE AUSDRUCKSKRAFT -- Neue CD "Letzte Lieder" mit Sebastian Naglatzki und Ana Miceva, beim Label Genuin erschienen

Mit ihrem Album "Letzte Lieder" widmen sich die Pianistin Ana Miceva und der Bassbariton Sebastian Naglatzki den letzten Liedkompositionen von Franz Schubert, Johannes Brahms, Hugo Wolf und Maurice…

Von: ALEXANDER WALTHER

DER TEUFELSGEIGER ALS GITARRIST -- Ensemble Visconti Plus im Schloss BIETIGHEIM-BISSINGEN

Das Visconti-Quartett wurde 2006 aus Mitgliedern der "sueddeutschen kammersinfonie bietigheim" und Lehrern der Bietigheim-Bissinger Musikschule gegründet. Der Name dieses Ensembles geht auf die aus…

Von: ALEXANDER WALTHER

BLICK IN DEN DIGITALEN ABGRUND -- Premiere "KI essen Seele auf" von Thomas Köck im Kammertheater STUTTGART

In Regie, Konzept Bühne & Kostüm von Mateja Meded taucht der Zuschauer in die bizarre Welt der Künstlichen Intelligenz immer tiefer ein, weil es die drei hervorragenden Schauspielerinnen Therese Dörr,…

Von: ALEXANDER WALTHER

MEISTER INTENSIVER KLANGFLÄCHEN -- Konzert des SWR Symphonieorchesters zum 90. Geburtstag von Helmut Lachenmann in der Liederhalle STUTTGART

Unter der inspirierenden Leitung von Francois-Xavier Roth musizierte das SWR Symphonieorchester zwei wichtige Werke zum 90. Geburtstag von Helmut Lachenmann, der beim Konzert anwesend war. Zunächst…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑