Gross ist die Freude im Land und dann noch grösser, als die königliche Familie mit vierfachem Nachwuchs gesegnet wird. Dem Land geht es prächtig unter der Herrschaft des neuen Königs Ödipus.
Doch das Familienglück bei Hof und das wohlergehen Thebens währen nicht lange. Eine Katastrophe zieht herauf und befällt das Land: Der schwarze Tod, die Pest, ist in der Stadt, und die Menschen sterben wie die Fliegen. Es muss sich um eine Strafe der Götter handeln, doch das verursachende Verbrechen liegt im Dunkeln. Angeführt vom seherischen Alten Teiresias beginnt das Volk eine Ursachenforschung zu betreiben – ganz zum Leidwesen der königlichen Familie, die es sich so herrlich eingerichtet hat im ehelichen, monarchischen Glück. Wie ein Bollwerk ist dieses neue Königspaar Iokaste und Ödipus, eine Liebes-Dyade, die sich völlig selbst genügt. Das halbe Volk muss elendiglich zugrunde gehen und es muss vom Himmel Feuer regnen, bis das hohe Paar endlich seine ewige Umarmung unterbricht und sich höchst unangenehmen Fragen stellt.
Kein anderer Mythos scheint derartig tief in unser kollektives Alltagsbewusstsein eingegangen zu sein wie die Geschichte um den Vatermörder und Muttergatten Ödipus – von Sophokles um 425 v. Chr. zur antiken Tragödie verdichtet und von Sigmund Freud mehr als 2000 Jahre später zum zentralen Angelpunkt unserer psychischen Entwicklung ausgerufen.
Der italienische Regisseur Antonio Latella unterzieht den antiken Klassiker für das Basler Publikum einer Neu-Lektüre und rückt dabei das Königspaar Iokaste und Ödipus, die hohe Familie selbst, ins Zentrum des Dramas.
Inszenier Antonio Latella
Komposition Franco Visioli
Bühne und Kostüme Simona D'Amico Simone Mannino
Musik Franco Visioli
Dramaturgie Ewald Palmetshofer Federico Bellini
Mit: Michael Wächter (Ödipus), Barbara Horvath (Jokaste), Thomas Reisinger (Kreon), Simon Zagermann (Diener), Martin Hug (Teiresias), Michele Andrei (Bote / Mann im Traum), Matteo Pennese (Musiker / Trompeter)