Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
URAUFFÜHRUNG: "Makulatur" von Paulus Hochgatterer im Schauspielhaus WienURAUFFÜHRUNG: "Makulatur" von Paulus Hochgatterer im Schauspielhaus WienURAUFFÜHRUNG:...

URAUFFÜHRUNG: "Makulatur" von Paulus Hochgatterer im Schauspielhaus Wien

Premiere: 3. Juni 2012 / 20 Uhr im Rahmen der Wiener Festwochen. -----

Eine Frau lernt Techniken und Preise von Schönheitsoperationen auswendig. Ein Mann verfällt jenem Augenblick, in dem im Film unbemerkt die Überwachungskameras angehalten werden und für einige Sekunden Dinge passieren, die niemand ahnt.

Die Angst eines Polizisten, keinen Parkplatz zu bekommen, nimmt ungeahnte Ausmaße an. Daneben geht ein Mädchen verloren. Entlang mehrerer, einander berührender Stränge wird die Frage nach der Bedeutung des allgemein Sichtbaren gestellt. Konstituiert tatsächlich nach wie vor die visuelle Oberfläche unser Denken, Fühlen und Handeln? Sind wir nicht vielmehr in ein perfektes Netz von Schein, Täuschung und Kontrolle eingesponnen? Hängen wir nicht alle an unsichtbaren Marionettenfäden - und ist nicht das, was wir großspurig unsere Identität nennen, längst bloße Chimäre?

 

Es sind Akte des Widerstandes und der Übertretung von Übereinkünften, die dem Menschen autonome Wahrnehmungs- und Spielräume schaffen bzw. bewahren: die Verweigerung der allgemeinen Aufgeregtheit; die Pflege der bloßen, sinnfreien Vorstellung; die wohlgesetzte brachiale Intervention; der nicht dem Schema entsprechende chirurgische Eingriff; schließlich das schlichte Verschwinden aus dem Blickfeld der Kameras. Das Mosaik aus teils stillen, teils bizarren Momenten der Anarchie, das in dem Stück gelegt wird, verweist den Zuschauer letztlich implizit auf jene Schlüsselszene in der menschlichen Entwicklung, in der das kleine Kind erstmals die Hand der Mutter verlässt, in ein anderes Zimmer läuft, sich umwendet und im Gewahrwerden, dass es niemand anderen mehr sehen kann, feststellt, dass es allein ist und zugleich vollkommen frei. (Paulus Hochgatterer)

 

Paulus Hochgatterer, Kinderpsychiater und einer der prononciertesten österreichischen Prosaautoren, untersucht in seinem Stück Makulatur , entstanden als Auftragswerk für das Schauspielhaus Wien, mit der ihm eigenen scharfsinnigen Komik, Mechanismen der Wahrnehmung und der Realitätsverweigerung - und den Blick in jenen Abgrund, den wir von ferne zu sehen beginnen, wenn wir uns zwingen, ganz genau hinzusehen.

 

Regie: Barbara-David Brüesch

Regie Barbara-David Brüesch

Bühne Damian Hitz

Kostüm Corinne Rusch

Musik Gaudenz Badrutt

Musik Christian Müller

 

Franziska Hackl

Barbara Horvath

Steffen Höld

Katja Jung

Max Mayer

Christoph Rothenbuchner

Nikola Rudle

 

Weitere Termine:

 

5. Juni 2012 / 20 Uhr

6. Juni 2012 / 20 Uhr

7. Juni 2012 / 20 Uhr

8. Juni 2012 / 20 Uhr

9. Juni 2012 / 20 Uhr

10. Juni 2012 / 20 Uhr

 

Eintrittskarten erhältlich bei den Wiener Festwochen: kartenbuero@festwochen.at bzw. über www.festwochen.at oder telefonisch unter +43-1-589 22 22

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 12 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

EINE FAST HYPNOTISCHE STIMMUNG -- Gastspiel "Familie" von Milo Rau mit dem NT Gent im Schauspielhaus STUTTGART

Dieses Stück erzielte bei Kritikern zum einen große Zustimmung, zum anderen schroffe Ablehnung. Vor allem die nihilistischen Tendenzen wurden getadelt. Der Schweizer Milo Rau hat hier das beklemmende…

Von: ALEXANDER WALTHER

MIT LEIDENSCHAFTLICHEM ÜBERSCHWANG -- Richard Wagners "Walküre" mit dem Rotterdam Philharmonic Orchestra konzertant im Festspielhaus/BADEN-BADEN

Wagner hatte die Komposition der "Walküre" im Sommer 1854 begonnen, noch vor der Vollendung der "Rheingold"-Partitur. Der Dirigent Yannick Nezet-Seguin begreift mit dem vorzüglich disponierten…

Von: ALEXANDER WALTHER

AUFSTAND DER UNTERDRÜCKTEN -- "Farm der Tiere von George Orwell im Schauspielhaus Stuttgart

"Kein Tier in England ist frei!" So lautet das seltsame Motto von George Orwells "Farm der Tiere", die wie "1984" auch irgendwie eine seltsame Zukunftsvision ist. Die Tiere wie Hunde, Hühner, Schafe…

Von: ALEXANDER WALTHER

VERWIRRUNG BIS ZUM SCHLUSS -- "Es war einmal ein Mord" von Giovanni Gagliano im Theater Atelier Stuttgart

Eine geschickt verwobene und raffinierte Handlung präsentiert Vladislav Grakovski in seiner Inszenierung des Kriminalstücks "Es war einmal ein Mord" von Giovanni Gagliano. Spannung, Humor und…

Von: ALEXANDER WALTHER

BERÜHRENDE MOMENTE -- "Spatz und Engel" mit dem Tournee-Theater Thespiskarren (Produktion Fritz Remond Theater im Zoo, Frankfurt) im Kronenzentrum BIETIGHEIM-BISSINGEN

Edith Piaf und Marlene Dietrich stehen hier im Schauspiel mit Musik von Daniel Große Boymann und Thomas Kahry als zwei Göttinnen des Chansons im Mittelpunkt des Geschehens. Und es ist gar nicht so…

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑