Und wenn Karl May – in seinen Inkarnationen von KM 1 bis KM 25 – ein Gesamtkunstwerk ist, ein Generator von Authentizitäts-Fiktionen, dann eignet sich die dahinterstehende Person geradezu ideal als Keimzelle einer Oper. Karl May ist ein Spielfeld. Ein leeres Zimmer, auf dessen Wände jemand in krakeliger Schrift erfundene Namen geschrieben hat. Karl May, so heißt mein Waffenschrank.
Marcel Beyer
Die Uraufführung in Semper 2 ist dem mutmaßlich größten Abenteurer und Fantasten Sachsens gewidmet: »Karl May, Raum der Wahrheit« ist ein Auftragswerk der Semperoper Dresden an den Komponisten Manos Tsangaris, Professor an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden und ab 2016 Künstlerischer Leiter der Münchener Biennale für neues Musiktheater. Das Libretto dazu verfasste der in Dresden lebende Schriftsteller Marcel Beyer, der in diesem Jahr mit dem Kleist-Preis 2014 ausgezeichnet wird. In ihrem Musiktheaterwerk gehen Komponist und Librettist auf Spurensuche nach der komplexen Künstlerpersönlichkeit Karl Mays und loten die Wahrheits- und Fantasieräume in der Welt des Schriftstellers aus, der sich bisweilen als seine Figuren Old Shatterhand und Kara Ben Nemsi verkleidete und seinen fantastischen Kosmos nicht nur auf die eine und dann die andere Ehefrau ausdehnte, sondern auch auf seine Villa und seine gesamte unmittelbare Umgebung.
Es inszeniert Manfred Weiß, das Dirigat liegt in den Händen von Erik Nielsen. Karl May wird – in verschiedenen Lebensaltern – gesungen und dargestellt von Julian Mehne, Rainer Maria Röhr und Julian Arsenault, seine beiden Ehefrauen geben Julia Mintzer und Romy Petrick.
Musikalische Leitung: Erik Nielsen
Inszenierung: Manfred Weiß
Bühnenbild und Kostüme: Okarina Peter, Timo Dentler
Licht: Steffen Adermann
Dramaturgie: Valeska Stern
Chor: Christiane Büttig
Besetzung am 20.06.2014
Karl May: Julian Mehne
Karl May jung: Rainer Maria Röhr
Karl May alt: Julian Arsenault
Emma Pollmer: Julia Mintzer
Klara Plöhn: Romy Petrick
Projektchor
Sächsische Staatskapelle Dresden
Auftragswerk der Semperoper Dresden
Weitere Vorstellungen finden am 23., 25. 26., 28. und 30. Juni sowie am 4. und 5. Juli statt.