Für seine Inszenierung „Grimmige Märchen“ schöpft Herbert Fritsch aus eben diesem umfangreichen Œuvre der Gebrüder Grimm. Gefangen in einem goldenen Käfig treffen altbekannte Figuren und Wesen ungeahnt und neu durchmischt aufeinander. Grimms Matrix wird auf den Kopf gestellt, eine neue Geschichte entspinnt sich, die uns noch böser, radikaler und verwunschener berühren will.
„Es war einmal, vor tausend und mehr Jahren, in einem alten Schloss mitten in einem grossen, tiefen Wald…“ – So beginnen sie, die fantastischen Geschichten der Brüder Grimm. Und alles deutet darauf hin, dass das, was nun folgen wird, nicht aus dem Hier und Jetzt kommt und nicht von dort, wo wir uns auskennen. Doch alles, was uns aus den Märchen entgegenkommt, kennen wir seit Kindertagen und trotzdem ist uns vieles davon verschlossen. Diese Geschichten öffnen Tür und Riegel: Die von den Brüdern Grimm eifrig gesammelten und kanonisierten Märchen führen uns in eine Welt der Fantasie, der Träume und des Wunderbaren, des Grausamen und Bösen, des Geheimnisvollen und Schönen. Fabelwesen, Zwerge, Geister, Hexen, sprechende Tiere, verkappte Prinzen und versteckte Prinzessinnen, böse Stiefmütter und feige Väter versammeln sich hier zu einer Fülle von Geschichten, die einen Zugang zu verborgenen Schichten und Abgründen des Menschlichen freilegen.
Die Räume der Magie, des Zaubers, des Fantastischen, die im Märchen präsent sind, sind Rückzugsraum und Gegenwelt zur Realität. Im Kampf des Guten gegen das Böse lassen sie die Fiktion einer geordneten Welt für einen Augenblick wahr werden. Ihre Warnung betrifft dann die Tatsache,
dass es auch ganz anders sein könnte als es ist.
Herbert Fritsch, 1951 in Augsburg geboren, absolvierte seine Schauspielausbildung in München. Danach arbeitete er zunächst als Schauspieler, u.a. viele Jahre an der Berliner Volksbühne am Rosa- Luxemburg-Platz bei Frank Castorf. Parallel arbeitete Fritsch als Medien- Künstler, drehte erste Filme auf 16mm/35mm und zeigte Ausstellungen in Deutschland und der Schweiz mit Fotoarbeiten und Computeranimationen. Seit 2007 ist er fast ausschliesslich als Regisseur tätig und inszeniert u.a. am Residenztheater München, am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, am Opernhaus Zürich, an der Komischen Oper Berlin, am Wiener Burgtheater und an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz. Seine Berliner Inszenierungen „Ohne Titel Nr. 1“ (2014), „der die mann“ (2015) und „Pfusch“ (2016) wurden zum Berliner Theatertreffen eingeladen. 2016 erhält Herbert Fritsch für seine Inszenierung „der die mann“ den 3sat-Preis des Berliner Theatertreffens, 2017 den Theaterpreis Berlin der Stiftung Preussische Seehandlung.
Dem Zürcher Publikum hat sich Herbert Fritsch in der Saison 2013/14 mit Dürrenmatts „Die Physiker“ vorgestellt, 2014/15 inszenierte er hier „Der schwarze Hecht“ von Emil Sautter und Jürg Amstein mit der Musik von Paul Burkhard und 2016 „Wer hat Angst vor Hugo Wolf?“.
GRIMMIGE MÄRCHEN
Ein Märchen von Herbert Fritsch
Regie und Bühne Herbert Fritsch
Kostüme Victoria Behr
Licht Gerhard Patzelt
Dramaturgie Evy Schubert
Mit:
Henrike Johanna Jörissen
Lisa-Katrina Mayer
Elisa Plüss
Anne Ratte-Polle
Friederike Wagner
Florian Anderer
Claudius Körber
Nicolas Rosat
Markus Scheumann
Weitere Vorstellungen im Pfauen
13./ 20./ 28. April, jeweils 20 Uhr
17. April, 19 Uhr
23. April, 15 Uhr
2. Mai, 20 Uhr
Weitere Vorstellungen im Mai und Juni sind in Planung.