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Uraufführung: „Elisaveta Bam“ in der Semperoper Dresden

Premiere am 14. Dezember, 20 Uhr findet in der kleinen szene, der Studiobühne der Sächsischen Staatsoper Dresden.

Kammeroper von Stefan Weihrauch nach einem Theaterstück von Daniil Charms.

Daniil Charms kann – neben Beckett und Ionesco - als wichtiger Initiator der Gattung des „Theater des Absurden“ gelten – die vor 3 Jahren in der kleinen szene aufgeführten „Mini-Stories“ widmeten sich Werken dieses russischen Schriftstellers.

In den Stücken der „absurden Dramatiker“ lösen sich die vom klassischen Theater geforderten Einheiten der Zeit, der Handlung und des Ortes auf. An ihre Stelle treten unlogische Szenarien, absurde Handlungen und wahllos verknüpft erscheinende Dialogreihen. Sprache wird als scheinbar sinnentleertes Kommunikationsmittel vorgeführt, das Vermischen von tragischen und komischen Elementen ist ebenfalls kennzeichnend für diese neue Form des Theaters.

Etliche dieser Punkte lassen sich in „Elizaveta Bam“ finden. Bei diesem Stück ist es kaum möglich, von einer Geschichte im klassischen Sinne zu sprechen. Das Werk, welches sich aus 19 Szenen zusammensetzt, kennt weder eine stringente Handlung noch psychologisch geformte Charaktere. Die auftretenden Figuren erscheinen dem Zuschauer in den jeweiligen Szenen in immer neuem Gewand: So ändern sie ihr Lebensalter und ihre persönlichen Beziehungen untereinander. Bereits offenbar Geschehenes wird im Verlauf des Stückes angezweifelt und hat offenbar doch nicht stattgefunden. Mit reiner Rationalität ist dem nicht mehr zu begegnen – als bewusst eingesetztes Stilmittel liegt dem Werk eine gewisse «Unlogik» zugrunde, die an der Realität der Figuren zweifeln lässt. Getragen von immer anders variierten Ängsten, Fluchinstinkten, Nöten auf der Seite der Protagonistin Elizaveta Bam und Bedrohung, Willkür und Anklage auf der anderen spricht Charms damals wie heute Menschen an, ist aktueller denn je.

„Elisaveta Bam“ wurde 1928 in Leningrad uraufgeführt. Es gab einen Skandal mit der Konsequenz, dass sich Presse und der Staat auf den Autor stürzten. Er wurde über längeren Zeitraum beobachtet, verfolgt und dann verhaftet. Während der Belagerung Leningrads verhungerte der 1906 Geborene 1942 im Gefängnis.

Das Stück wurde erstmals in Deutschland am 1983 in Berlin (West) aufgeführt. Die lange Zeit zwischen Uraufführung in der Sowjetunion und Erstaufführung in Deutschland spricht Bände über die Folgen der «Kaltstellung» der menschlichen und künstlerischen Existenz Charms.

Regisseur Oliver Knick arbeitet mit dem Bühnen- und Kostümbildner Gregor Alexander Sturm zusammen. Die musikalische Leitung hat Gelsomino Rocco übernommen.

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