Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Uraufführung: "Droge Faust" von Armin Petras - Schauspiel LeipzigUraufführung: "Droge Faust" von Armin Petras - Schauspiel LeipzigUraufführung: "Droge...

Uraufführung: "Droge Faust" von Armin Petras - Schauspiel Leipzig

Premiere 26.02.2011, 20.00, Skala

Nach „Droge Faust Parsifal“ von Einar Schleef. ---

 

Zwischen Chor und Monolog baute Einar Schleef sein Theater der Störung. Umstritten, gefeiert, verehrt und verzweifelt – schuf er als Regisseur Aufführungen mit großem Suchtpotential für eine verschworene Theatergemeinde.

In seiner legendären FAUST-Inszenierung in Frankfurt am Main stellte er 11 Fausts, 14 Gretchens und einen Mephisto auf die Bühne und ließ sie die Verse skandieren. In seinem monumentalen Essay-Buch DROGE FAUST PARSIFAL las Schleef Goethes FAUST dann ausschließlich als Chor-Text, als rauschhafte, durch Drogen gespeiste Beschwörung einer Utopie stiftenden Gemeinschaft. Ihr stellte er das Subjekt gegenüber, den Menschen, der „Ich“ sagt, und beschrieb dessen Ausstoß aus der chorischen Masse durch Verrat. „Droge und Utopie einer Gemeinschaft sind untrennbar miteinander verbunden. / Faust hört die Engel, Wahnfiguren, im Drogenrausch. / Engel und Weiber antworten in inbrünstigen Chören. / Faust steht der Neue Bund kurz bevor, der Teufel wartet vor der Tür.“ (Einar Schleef)

 

Das Drama, also auch das Theater, findet als Produktion von isolierten Opfern statt. Literarisch und politisch. Armin Petras kontrastiert in seiner Lecture Performance Einar Schleefs Essay mit jenen Theatertexten, mit denen dieser seinen motivischen Glaubenskampf zwischen Gemeinschaft und Individuum austrägt. Ein theaterwissenschaftlicher FAUST-Kampf? Dabei ist „Blut … ein ganz besonderer Saft“, schon seit die Tischgemeinschaft des Abendmahls den Leib Christi als Droge etablierte. Und auch Faust konsumiert: Tod, Jugend, Sex, Geld und Krieg. Ist FAUST Ego-Trip oder Utopie-Sucht? Wie viel Droge braucht der Mensch? Dies ist der Ausgangspunkt für eine Reise durch die Schattenlandschaften der deutschen Literaturgeschichte, im Rhythmus der radikalen Subjektive Einar Schleefs.

Anja Nioduschewski

 

mit Thomas Lawinky, Anja Schneider, Berndt Stübner

 

Regie: Armin Petras

Bühne: Patricia Talacko

Video: Rebecca Riedel

Licht: Norman Plathe

Dramaturgie: Anja Nioduschewski

 

Koproduktion mit dem Maxim Gorki Theater Berlin

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 9 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

NICHT AUF DEN LITURGISCHEN BEREICH BESCHRÄNKT --- Bruckners e-Moll-Messe und Motetten bei BR Klassik

Anders als die frühe d-Moll-Messe blieb die 1866 in Linz komponierte e-Moll-Messe nicht auf den liturgischen Bereich beschränkt. Die alten Kirchentonarten stehen bei der Messe in e-Moll von Anton…

Von: ALEXANDER WALTHER

GLUT UND FEUER -- Jubiläumskonzert 40 Jahre Kammersinfonie im Kronenzentrum BIETIGHEIM-BISSINGEN

1984 wurde dieser für die Region so bedeutende Klangkörper von Peter Wallinger gegründet. Unter der inspirierenden Leitung von Peter Wallinger (der unter anderem bei Sergiu Celibidache studierte)…

Von: ALEXANDER WALTHER

EINE FAST HYPNOTISCHE STIMMUNG -- Gastspiel "Familie" von Milo Rau mit dem NT Gent im Schauspielhaus STUTTGART

Dieses Stück erzielte bei Kritikern zum einen große Zustimmung, zum anderen schroffe Ablehnung. Vor allem die nihilistischen Tendenzen wurden getadelt. Der Schweizer Milo Rau hat hier das beklemmende…

Von: ALEXANDER WALTHER

MIT LEIDENSCHAFTLICHEM ÜBERSCHWANG -- Richard Wagners "Walküre" mit dem Rotterdam Philharmonic Orchestra konzertant im Festspielhaus/BADEN-BADEN

Wagner hatte die Komposition der "Walküre" im Sommer 1854 begonnen, noch vor der Vollendung der "Rheingold"-Partitur. Der Dirigent Yannick Nezet-Seguin begreift mit dem vorzüglich disponierten…

Von: ALEXANDER WALTHER

AUFSTAND DER UNTERDRÜCKTEN -- "Farm der Tiere von George Orwell im Schauspielhaus Stuttgart

"Kein Tier in England ist frei!" So lautet das seltsame Motto von George Orwells "Farm der Tiere", die wie "1984" auch irgendwie eine seltsame Zukunftsvision ist. Die Tiere wie Hunde, Hühner, Schafe…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑