Doppelgänger stehen sinnbildlich für die Angst vor innerer Spaltung, den Abgründen der eigenen Persönlichkeit. „Ich bin das, was ich scheine, und scheine das nicht, was ich bin, mir selbst ein unerklärlich Rätsel, bin ich entzweit mit meinem Ich!“ (E.T.A. Hoffmann, Die Elixiere des Teufels) Zentrale Figuren, von deren Themen und Motiven Martons Untersuchung ausgeht, sind die Romantiker Robert Schumann und E.T.A. Hoffmann. In ihren Werken entdeckt David Marton auch Doppelgänger unserer Gegenwart und begibt sich auf die Suche nach dem Verdrängten und Unheimlichen unserer Zeit und ihren Erscheinungen. Er zeichnet das musikalische Psychogramm einer inneren Spaltung und entwirft ein Labyrinth der unauflösbaren seelischen Widersprüche, Spiegelungen, Gegenstimmen, Verschiebungen, Transformationen, Gleichzeitigkeiten - eine neue Partitur aus geschriebenen Werken, Klängen und Motiven der Romantik.
"Am stärksten erscheint die Doppelgänger-Thematik im Schaffen von E.T.A. Hoffmann, dessen gesamtes Lebenswerk entlang dieser inneren Spaltung entstand. Seine tabulose Beschreibung des gespaltenen menschlichen Geistes gibt die Grundinspiration für dieses Projekt vor. Hoffmanns Welt hebt die sichere Trennung von Realität und Wahnsinn auf, die Wirklichkeit ist nur noch eine mögliche, aber keine endgültige Erscheinung mehr. Hoffmann entwirft ein genaues Abbild der menschlichen Angst vor dem eigenen Ich, dem Unbekannten, dem Unkontrollierbaren im eigenen Kopf." (David Marton)
David Marton, geb. 1975 in Budapest, studierte zunächst Klavier an der Franz Liszt Musikakademie Budapest und an der Universität der Künste Berlin und anschließend Dirigieren und Musiktheaterregie an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin. Seine Theaterarbeit begann er als Pianist (Bühnenmusik, musikalische Leitung) bei Regisseuren wie Matthias Matschke, Árpád Schilling, Christoph Marthaler und Frank Castorf. Seit 2004 führt er Regie, u.a. in den Sophiensaelen Berlin, am Wiener Burgtheater, der Volksbühne Berlin, dem Königlichen Schauspielhaus in Kopenhagen, dem Thalia Theater Hamburg, der Schaubühne Berlin und an der Oper in Lyon. Für seine Inszenierungen von Lulu nach Alban Berg und Frank Wedekind am Staatstheater Hannover und Don Giovanni. Keine Pause in den Sophiensaelen wählte ihn die Zeitschrift Die deutsche Bühne zum Opernregisseur des Jahres 2009.
Regie: David Marton, Bühne und Kostüme: Christian Friedländer, Licht: Henning Streck, Live-Elektronik: Daniel Dorsch, Dramaturgie: Anna Haas, Annika Stadler
Mit: Thorbjörn Björnsson, Paul Brody, Marie Goyette, Theresa Kronthaler, Stefan Schreiber, Nurit Stark, Holger Stockhaus