Aber einer ist dagegen – Hannes, der Bademeister. Er hat die Vision einer neuen Gesellschaft und fordert ein Bad für jedermann. Unter dem Motto „Die Bäder denen, die baden gehen“ begibt er sich in den Widerstand.
„wir sind schon lang auf kur. wir stehen sozusagen unter kuratel. die sorgen machen sich die anderen. wir sind umsorgt und das nicht schlecht. es gibt ein breites angebot an kuranwendungen. dampfbäder
und massagen aller art. hier lässt man sich verwöhnen, hier kann man sich vergessen. und mit sich selbst vergisst man auch die sorgen, die diese aussenwelt uns machen könnte. heut kaufen wir uns ausnahmsweise eine zeitung, nur um das kreuzworträtsel aufzulösen. dann geht es wie2 der in die heissen schwefelbäder. kann sein, dass wir uns darin selbst auflösen, porentief gereinigt und total erholt.
nur manchmal kommt es vor, dass dumpf ein lärm von draussen in die badehallen dringt, verhallt dann aber wieder schnell. das merkt sogar der lärm, dass hier sein stören gänzlich unerwünscht ist. doch heute scheints, liegt etwas in der luft. es ist der dampf durchschnitten von dem lärm. die ruhepause macht heut selber pause. und weil der lärm auch in uns drinnen jetzt zu hallen noch beginnt, der hallt da nach in uns, ist plötzlich eine unruhe auch in uns drin, ein unbehagen, unwellness, dabei ist uns entspannung doch versprochen worden. es zittern uns die hände selbst bei 35 grad, weil es noch immer lärmt da in uns drin. und zitternd greifen wir drum nach der zeitung jetzt, schlagen sie auf: es ist ein umbruch grad im gange, ein politischer, in diesem land, um das kurbad aussen rum.“ Ferdinand Schmalz
Der Österreicher Ferdinand Schmalz, Jahrgang 1985, erzählt in seinem neuen Stück DER THERMALE WIDERSTAND, das er als Auftragswerk für das Schauspielhaus Zürich geschrieben hat, mit Leichtigkeit, Sprachwitz und philosophischem Weitblick von der Wohlfühlblase, in der wir uns alle so bequem eingerichtet haben, und davon, was passiert, wenn diese zerstört wird.
Ferdinand Schmalz, geboren 1985 in Graz, studiert Theaterwissenschaft und Philosophie in Wien. Er war Regieassistent am Schauspielhaus Wien und am Schauspielhaus Düsseldorf. Mit seinem ersten Stück „am beispiel der butter“ gewann er den Retzhofer Dramapreis 2013. Es folgte die Einladung zu den Mülheimer Theatertagen „Stücke 2014“ und die Zeitschrift „Theater heute“ wählte seinen Text zum „Stück des Monats“ (April 2014). Im Rahmen der Autorentheatertage Berlin wurde sein zweites Stück „dosenfleisch“ in der Spielzeit 2015/16 am Wiener Burgtheater uraufgeführt. „Der thermale Widerstand“ hat Ferdinand Schmalz für das Schauspielhaus Zürich geschrieben.
Barbara Falter, geboren 1983 in Ried im Innkreis/Oberösterreich, studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft und Vergleichende Literaturwissenschaft in Wien und Aix-en-Provence. Während des Studiums absolvierte sie zahlreiche Regieassistenzen u.a. bei Felicitas Brucker, Georg Schmiedleitner, George Tabori und Nicolas Liautard. Seit 2013 ist sie Regieassistentin am Schauspielhaus Zürich, wo sie
u.a. mit Barbara Frey, Herbert Fritsch und Sebastian Nübling zusammenarbeitete. Die Inszenierung von „Der thermale Widerstand“ von Ferdinand Schmalz ist ihre erste Regiearbeit.
DER THERMALE WIDERSTAND
von Ferdinand Schmalz
Regie Barbara Falter
Bühne Dominik Freynschlag
Grundraum Bettina Meyer
Kostüme Noelle Brühwiler
Musik Sandro Corbat
Licht Daniel Leuenberger
Dramaturgie Gwendolyne Melchinger
Mit:
Hannes, Bademeister Jirka Zett
Leon, Masseur / Kurgast Fritz Fenne
Roswitha, Kurverwalterin / Kurgast Lena Schwarz
Marie, Beraterin / Kurgast Dagna Litzenberger Vinet
Walter, Bademeister Siggi Schwientek
Dr. Folz, Geologe / Kurgast Klaus Brömmelmeier
Weitere Vorstellungen im Pfauen/Kammer
19./ 24. September, jeweils 19.30 Uhr
4. Oktober, 19.30 Uhr
Weitere Vorstellungen sind in Planung.