Der Themenkomplex Flucht ist mittlerweile das alle Nachrichten beherrschende Thema. In Politik und Gesellschaft wird um Umgang, Hilfe und Anerkennung gestritten und debattiert, ohne eine Einigung zu erzielen – sowohl auf lokaler als auch auf multinationaler, europäischer Ebene.
Doch im Wirtschaftsbereich sieht das ganz anders aus: Dank CETA, TTIP und anderen Handelsabkommen können Waren anscheinend immer leichter rund um dieWelt zirkulieren. Doch während der internationale Warenverkehr grenzenlos zu funktionieren scheint und Produkte spielend leicht nach Deutschland, in Läden und Kaufhäuser und damit in unser Leben gelangen, bleiben die Maschen der Grenzzäune für Menschen ungleich dichter. Was also im Wirtschaftsbereich erfolgreich war und ist – ein multinationaler Dialog, der die Bewegungsfreiheit von Waren auf dem globalisierten Marktplatz ‚Welt‘ sichert – will bei einem das unmittelbare (Über-)Leben von Menschen betreffenden Komplex nicht gelingen. Ist die Wirtschaft also das eine, lüchtlingspolitik das andere? Wo bestehen Zusammenhänge zwischen beiden globalen Phänomenen – sichtbar oder unsichtbar?
Das Kaufhaus: das wahrscheinlich größte Wunder der globalisierten Menschheit. Was wir heute können, was wir heute haben, was wir heute sind. Das Kaufhaus ist die Welt im Kleinen. Mitten in Dortmund: Made in Bangladesh, made in Kamerun, made in China – einladend, hübsch anzusehen, perfekt in Szene gesetzt und mit dem Versprechen verknüpft, dass vom Kauf eines Produkts an alles anders, alles besser wird. Von überall auf der Welt kommen die Waren herein und gehen mit uns zur Tür hinaus. Der Strom reißt niemals ab, solange sich nur ein Käufer findet.
Und auf der anderen Seite dieser schönen Welt? Während die Waren unaufhörlich glitzernd gen Deutschland und nach Dortmund strömen, treiben in ihrem Schatten andere mit: Menschen, die ihrerseits dem Versprechen folgen, dass auch für sie alles anders, alles besser wird. Beide sind hier, Waren und Menschen, doch in gänzlich anderen Kontexten: Hier glänzend und schön ausgeleuchtet, da verdrängt in Erstaufnahmestellen am Rande der Stadt.
Gemeinsam wollen wir uns auf den Weg machen durch ein Labyrinth von Verquickungen und Verstrickungen: Wie hängen Menschen und Waren zusammen? Was haben Warenlager und Aufnahmelager miteinander gemein? Trage ich in meiner Tüte ein Stück der Welt oder gar eines Menschen mit mir herum?
kainkollektiv nimmt Sie mit ins Herz des Konsums und der Globalisierung – seien Sie dabei auf einer Reise im Miniaturformat, die die ganze Welt bedeutet!
Regie führt das aus Mirjam Schmuck und Fabian Lettow bestehende
kainkollektiv, als Gast spielt David Guy Kono, die Dramaturgie übernimmt
Dirk Baumann.
Termine: 4., 5., 6., 11., 12., 18., 19. Dezember