Auf der linken Seite ist er durchsichtig: Ein mobiler Zuschauerraum; ein Guckkasten, der sich auf europäische Städte richtet wie ein Mikroskop. Basel ist die erste von über 10 Stationen zwischen Lettland und Strassburg, Berlin und Belgrad.
Vom Theater aus werden jeden Abend 49 Zuschauer auf eine zweistündige Reise durch die Agglomeration verfrachtet: Autobahnraststätten, Verladerampen, Containerhafen, Lagerhallen... Zu diesen Bühnenbildern des Transits fügen sich südosteuropäische Biographien aus dem Führerstand. Balkanmusik und Motoren-Grooves vertonen die Landschaft Kurve für Kurve. Wo Ware war, sitzen Zuschauer und blicken verfremdet zurück auf die Stadt.
Truckerfahrer tragen ihre Vornamen direkt hinter der Windschutzscheibe, sitzen zwei Meter über der Strasse und haben 500 PS unter dem rechten Fuss. Sie haben alle Län-der Europas gesehen, aber kennen Städte nur von ihren Ausfahrtsschildern. Regionale Unterschiede bemessen sie an der Imbissbude neben dem Autobahnklo. Fernfahrer haben den Osten mit Jeans und Pornoheften und den Westen mit bulgarischem Yoghurt und polnischem Gemüse versorgt. In der ausgeweiteten europäischen Union sind sie die Nomaden der Stunde: Sie haben kein Zelt mehr und noch kein Internet, aber sie ar-beiten und wohnen auf 10 mobilen Quadratmetern vor ihren 10 Tonnen Fracht.
Auf der Fahrt an Fernfahrer-Orte an den Rändern von Basel (und darüber hinaus) treten die Fernfahrer mit ihren Geschichten auf. Sie erzählen ihre mobilen Biographien und Frachtgeschichten in autobahntypischem Bulgarisch-Englisch-Deutsch im Dialog mit Schweizer Zöllnern und Hafenarbeitern.
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