Stolz eröffnet Sepp Oberhuber bei Cervelat und Weihwasser seine neue Gletscherbahn. Raus aus den Niederungen des Klimawandels hinauf ins «réduit touristique» ist das Motto des Talkönigs. Nur wenige Passagiere und ein kleines Orchester begleiten ihn auf der Jungfernfahrt, als sich am Berg eine gewaltige Lawine löst. Den vier Menschen in der Kabine bleiben nur Sekunden. Viermal ein kurzer Blick auf das eigene Leben, bis die herabbrechende Lawine die Unglücklichen verschüttet. Dort, unter der eisigen Schneedecke der Lawine, ist der Ort für Träume, für Begegnungen mit Verstorbenen, für Sehnsüchte, für einen letzten Tanz und eine Arie auf einen Curlingstein ‚Äì während oben auf dem Lawinenkegel die Suche nach den Verschütteten beginnt. Die ursprüngliche Idee von «Alpengipfel, schneeselig» war es, die Aufbruchsstimmung «how the English made the alps» in einer Art Tourismus-Panorama nachzuzeichnen.
Im Laufe der Arbeit am Libretto entschieden sich Autor Manfred Ferrari und Komponist David Sonton Caflisch jedoch, den romantisierenden Blick in die umtriebige Gründerzeit fallen zu lassen und sich auf die nicht weniger hektischen Verhältnisse der gegenwärtigen «Endzeitstimmung in der alpinen Prärie» zu konzentrieren.
Das Musiktheater, geschrieben und komponiert für vier Schauspieler und vier Musiker, spielt innerhalb eines Zeitraums von 34 Sekunden. Genau die Zeit, die bleibt, bis die Lawine die Seilbahnkabine erreicht, in der die Protagonisten sitzen.
Text und Regie Manfred Ferrari • Komposition David Sontòn-Caflisch • Bühne & Kostüme Clarissa Herbst • Mit Ingo Ospelt, Wowo Hadank, Anja Tobler, Eleni Haupt • Musiker Keita Kitade, Daniel Seiler, Cäcilia Schüeli, Marc Lardon
ressort k [CHUR]
1995 wurde die Gruppe ressort k von Manfred Ferrari und Gabi Bernetta gegründet. In den vergangenen zehn Jahren hat die Gruppe acht Produktionen realisiert und wurde mehrfach an Festivals eingeladen, unter anderem 1996 an das Zürcher Theater Spektakel mit dem Schattenspiel «La mort stancla» (Der müde Tod). Diese Theaterform, halb Kino, halb Theater, hat ressort k in den nachfolgenden Inszenierungen zu einer eigenen expressiven Spielweise und Bildsprache weiterentwickelt.