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Uraufführung;"Freundliche Übernahme", Stückentwicklung zur wackelig gewordenen Grundordnung, Schauspiel Chemnitz

Premiere: 8. November 2019, 20.00 Uhr im Schauspielhaus Chemnitz / Ostflügel

Gesetzt den Fall, die Geschichte ist zu keinem Ende gekommen und ihr Rad rollt unablässig weiter. Gesetzt, die Menschen sind im 21. Jahrhundert dabei, die großen Geißeln der Menschheit Krieg, Krankheit, Hunger in den Griff zu bekommen. Gesetzt, die Menschen haben Kraft, Fantasie und Mut, um aus dem Schatten ihrer Geschichte(n) zu treten und sich wieder einmal neu zu erfinden, dann stellt sich die Frage: Wie weiter?

 

Los geht es so: Vier Mitarbeiter einer Chemnitzer Entwicklungsgesellschaft sind gemeinsam mit den Zuschauern zu einem Team-Building-Workshop in einen Escape-Room eingeladen. Ihre erste Aufgabe: ein „monopolyähnliches Spiel“. Monopoly, ursprünglich als kapitalismuskritisches Spiel erfunden und dann usurpiert, zeigt schnell Grenzen auf, denn der erwirtschaftete Reichtum wird ungleich verteilt – es gibt Gewinner und Verlierer. Folglich wird gegen das Spiel revoltiert und alles gerät in Bewegung: die Beziehungen der Mitarbeiter, aber auch ihre Haltungen und Träume und gar der Raum selbst.

Immer noch ist man in einem Raum eingeschlossen, aus dem man sich befreien muss. Also werden Vorschläge gemacht und wieder verworfen. Das Spektrum reicht von Klimaverantwortung bis bedingungslosem Grundeinkommen (übrigens unter Nixon Ende der 1960er Jahre in den USA beinahe eingeführt), von 15-Stunden-Arbeitswoche bis Rohrpost für fliegende Untertassen – denn es liegt eine Lust darin, die Schwerkraft des eigenen Denkens zu überwinden. Und auch das Publikum muss ran, denn nur gemeinsam schafft man es, die Koordinaten des (Denk-) Raumes zu verändern. Mal schräg, mal nachdenklich, mal laut, mal leise begeben sich alle auf eine Reise mit unbekanntem Ausgang.

PS zur Titeländerung: Innerhalb des Arbeitsprozesses zu dieser Stückentwicklung hat sich der Charakter der „Übernahme“ von ursprünglich „feindlich“ in „freundlich“ gewandelt – der unbeirrbaren Hoffnung folgend, mit Freundlichkeit mehr erreichen zu können als mit Feindlichkeit …

Der Ausgangspunkt ist das Festival „Aufstand der Utopien. Zukunft zum Selbermachen“. Nach dem Theatertreffen „Unentdeckte Nachbarn“ zu den Untergrundstrukturen des NSU und der Reflexion der Opferperspektive änderte der ASA-FF e.V. seine Strategie. Um rechtem Terror und Rassismus im Allgemeinen etwas entgegen zu setzen, sollte nicht mehr reagiert, sondern agiert werden. Deshalb rücken im Rahmen des Programms „neue unentd_ckte narrative“ des ASA-FF e.V. eigene gesellschaftliche Visionen und Entwürfe ins Zentrum des künstlerischen und soziokulturellen Arbeitens (www.programm-nun.de). Diese zu feiern und zu konzentrieren, findet in Chemnitz vom 6. bis 10. November 2019 das Festival „Aufstand der Utopien“ mit einem vielfältigen Programm statt (www.aufstand-der-utopien.de).

Die Premiere „Freundliche Übernahme“ ist ein Beitrag des Schauspiels Chemnitz zur zentralen Fragestellung. Unter der Leitung des US-amerikanischen Regisseurs Brian Bell begibt sich das Team auf die Suche nach alternativen Lebensentwürfen und Utopien.

Regie: Brian Bell
Bühne und Kostüme: Daniel Unger

Es spielen: Martin Esser, Lisanne Hirzel, Patrick Wudtke, Andrea Zwicky

Koproduktion der Theater Chemnitz mit dem Programm „neue unentd_ckte narrative“ des ASA-FF e.V. und dem Förderverein der Theater Chemnitz e.V.

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