Der Fall wird nicht gelöst.
Ein Autor nimmt sich der Geschichte an und schreibt einen Bestseller. Er schreibt schließlich auch das Drehbuch zum Horror-Film »The Entity«, der 1983 Premiere feiert. Damit verliert Doris Bither das Copyright ihrer eigenen Geschichte. Während diese noch zu ihren Lebzeiten vermarktet wird, wird Doris selbst bis zu ihrem Tod von der »Invisible Entity« heimgesucht.
Jahrzehnte später versuchen in »In Memory of Doris Bither« ihr Sohn, ihre ehemalige Nachbarin und die Kinderschauspielerin aus »The Entity« die traumatischen Ereignisse zu rekonstruieren. Dabei überlagern sich ihre eigenen Erinnerungen mit den medialen und fiktionalen Darstellungen aus Zeitungsartikeln, Zeugenaussagen, dem Roman und dem Film. Während sich ihr Verstand kaum erinnern kann, beginnen ihre Körper, das Skript der Ereignisse zu wiederholen: Zwischen Geisterbeschwörung, Wiederholungszwang, True Crime und Familienaufstellung begeben sie sich auf die Suche nach den Memoiren von Doris Bither, in der Hoffnung, ihr ihre Geschichte zurückgeben zu können.
Yana Thönnes, geboren 1990, ist Regisseurin, Autorin und Performerin. 2015 gründete sie gemeinsam mit Magdalena Emmerig, Rahel Spöhrer und Belle Santos die Performance-Gruppe THE AGENCY, 2023 stellte sie sich als Regisseurin am Residenztheater München mit ihrer Inszenierung von »Spitzenreiterinnen« von Jovana Reisinger vor. In Yana Thönnes’ erster Inszenierung an der Schaubühne begeben sich Ensemblemitglied Ruth Rosenfeld und die Performer_innen Heinrich Horwitz und Kate Strong auf die Suche nach der Sprache, die Doris Bither zum Erzählen ihrer Geschichte gefehlt hat. Dabei werden sie selbst bespukt von denjenigen Sprachmöglichkeiten, mit denen wir bis heute von Gewalt gegen Frauen, Queers, normdivergente Menschen und Körper erzählen. »In Memory of Doris Bither« will den Geist von Doris Bither beschwören, um dem auf die Spur zu kommen, was sie wirklich heimsuchte.
Auf Deutsch und Englisch mit deutschen und englischen Übertiteln
Regie: Yana Thönnes
Bühne und Kostüme: Katharina Pia Schütz
Musik: Ville Haimala
Dramaturgie: Elisa Leroy / Martín Valdés-Stauber
Mit: Heinrich Horwitz, Ruth Rosenfeld, Kate Strong