«Aber Sie müssen zugeben, der Ort ist perfekt, einen besseren Ort, um sich den Weltuntergang vorzustellen, kann man sich kaum denken.»
Ausgangspunkt des Stücks sind die zehn alttestamentarischen Plagen – Visionen von Blutströmen, Heuschrecken und Totgeburten –, die durch das Gespräch und die Fantasien der Figuren geistern. Ob das unbestreitbar gegenwärtige Desaster in der immer offensichtlicher werdenden Unüberbrückbarkeit der Lebenswelten der Beteiligten, in ihren geheimen (Alb-)Träumen oder im aktuellen Zustand der Welt besteht, liegt allerdings zwischen Weingläsern und Austern begraben. Denn was haben sich das Millionärspaar und seine Gäste aus dem Avantgarde-Prekariat jenseits der angestrebten Unterstützung für die nächste Ausstellung eigentlich zu sagen? An einen Gott, der strafend eingreift, glaubt keine*r der Beteiligten, biblische Naturkatastrophen hingegen scheinen kein so unwahrscheinliches Szenario. Ob allein zwischen den fünf Anwesenden ein tragfähiger Zusammenhalt im Angesicht des drohenden Unheils möglich sein könnte, befragt Schimmelpfennig in seiner Versuchsanordnung.
Roland Schimmelpfennig begann seine Theaterlaufbahn in München und ist heute einer der meistgespielten deutschsprachigen Gegenwartsautoren. Der Regisseur Tilmann Köhler inszeniert schnörkellos und luzide in Schauspiel wie Musiktheater und stellt sich mit «Der Riss durch die Welt» zum ersten Mal in München vor.
Inszenierung Tilmann Köhler
Bühne Karoly Risz
Kostüme Susanne Uhl
Musik Matthias Krieg
Licht Georgij Belaga
Dramaturgie Laura Olivi