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"Turandot" von Giacomo Puccini - Opernhauses Zürich

Als Giacomo Puccini Anfang der 1920er Jahre nach einem neuen Opernstoff suchte, befand sich die Welt in einer Phase des Umbruchs. Die politischen Verhältnisse waren instabil. Der Faschismus dämmerte in Italien herauf. Der rasante technologische Fortschritt, von dem Puccini zeit seines Lebens fasziniert war, veränderte die Lebensgrundlage und das Denken der Menschen. Auch der über sechzigjährige Puccini hatte das Gefühl, an einem Wendepunkt seiner kompositorischen Arbeit angekommen zu sein.

Copyright: Monika Rittershaus

Von Selbstzweifeln geplagt wollte er aus den bewährten Fahrwassern seiner Opernerfolge ausbrechen und noch einmal etwas Neues schaffen. In dieser Situation griff er zu der Geschichte von der grausamen chinesischen Prinzessin Turandot, die keinem Mann gehören will. Allen Bewerbern, die um ihre Hand anhalten, stellt sie unlösbare Rätselfragen und schickt sie aufs Schafott, wenn sie an den Aufgaben scheitern – bis der eine kommt, der alle Rätsel löst.

Der Turandot-Stoff eröffnete Puccini neue Optionen: Mit ihm konnte er den Realismus seiner vorhergehenden Opern hinter sich lassen und ein Stück schreiben, das ins grossformatig Mythische ausgreift, und die fremdländisch chinesische Aura der Geschichte bot ihm Gelegenheit, sein Komponieren durch völlig neue Farben zu bereichern. Allerdings scheiterte das Projekt kurz vor dem Ziel: Puccini fand keine glaubhafte Lösung für den Schluss der Oper – für die späte Verwandlung der eiskalten Prinzessin in eine Liebende. Er geriet in eine Schreibkrise, erkrankte an Kehlkopfkrebs und starb, bevor er das Finale der Oper beenden konnte.

Was blieb, war ein grandioses, wiedersprüchlich schillerndes Opernfragment mit zwei Gesangspartien, die zu den anspruchsvollsten dramatischen Partien im italienischen Fach überhaupt gehören. Für Turandot und den Prinzen Calaf kommen nur die Besten ihrer Zunft in Frage: In Zürich sind das die amerikanische Sopranistin Sondra Radvanovsky und Piotr Beczała, der sein Rollendebüt als Calaf gibt. Regisseur Sebastian Baumgarten und der deutsche Dirigent Marc Albrecht nehmen den Fragmentcharakter von Puccinis letztem Werk ernst und stellen sich auch der Herausforderung, den chinesischen Exotismus und den Ausstattungspomp, der der Oper anhaftet, in eine zeitgemässe Form zu überführen.

Lyrisches Drama in drei Akten und fünf Bildern
Libretto von Giuseppe Adami und Renato Simoni nach Carlo Gozzi Fragment-Fassung

Musikalische Leitung Marc Albrecht
Inszenierung Sebastian Baumgarten
Bühnenbild Thilo Reuther
Kostüme Christina Schmitt
Lichtgestaltung Elfried Roller
Video Philipp Haupt
Choreinstudierung Janko Kastelic
Choreografie Sebastian Zuber
Dramaturgie Claus Spahn

Turandot
Sondra Radvanovsky
Altoum
Martin Zysset
Timur
Nicola Ulivieri
Der unbekannte Prinz (Calaf)
Piotr Beczała
Liù
Rosa Feola
Ping
Xiaomeng Zhang
Pang
Iain Milne
Pong
Nathan Haller
Ein Mandarin
Jungrae Noah Kim
Performer
Juliette Rahon
Egon Gerber
Anna Virkkunen
Benjamin Mathis(Pu-Tin-Pao)
Safet Mistele
Olivier Ometz
Alison Adnet(Der persische Prinz)
Kilian Haselbeck
Philharmonia Zürich
Chor der Oper Zürich
Chorzuzüger
Zusatzchor des Opernhauses Zürich

Dauer ca. 2 Std. 15 Min. inkl. Pause nach dem 1. Akt nach ca. 1 Std.
Werkeinführung jeweils 45 Min. vor Vorstellungsbeginn.

Vorstellungen: 21 Jun bis 08 Jul 2023
 

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