Der Beruf hat ihn ausgeschlaucht, jedoch ist es vor allem die Erkenntnis nach all den Jahren trotz harter Arbeit nicht der angesehene und erfolgreiche (Geschäfts-)Mann geworden zu sein, der er immer sein wollte, die ihn verbittert. Nichts ist ihm in seinen Augen gelungen und selbst seine Söhne, in die er so viel Hoffnung setze, sind für ihn nichts weiter als Versager, die es in der Gesellschaft weder zu Ruhm noch zu wirtschaftlichem Erfolg bringen.
Die Einsicht, in der Gesellschaft - deren Werte Willy stets verteidigte - überflüssig geworden zu sein, verkraftet Willy nicht. Er wird herrisch, überbrückt das selbst konstatierte Versagen mit patriarchischem Gehabe und verliert sich schlussendlich in Erinnerungen, die seine Vergangenheit und sein Leben glorifizieren. Der Realitätsverlust steigert sich ins Extrem und führt zum Bruch zwischen Willy und seinen Söhnen. Besonders Biff, der ältere Sohn, der weder von den Ansichten seines Vaters noch von ihm als Mensch überzeugt ist, kann Willys Glauben an Ideale, die sich an einem propagierten gesellschaftlichen Konsens orientieren, nicht mehr ertragen. Der aufrecht erhaltene Schein eines glücklichen Lebens, einer harmonischen Familie bricht zunehmend zusammen. Plötzlich sind Willy und seine Söhne mit Lebenslügen konfrontiert, die ein jeder kaum ertragen kann und auf seine Weise zu verdrängen versucht.
Der Regisseur Jan Neumann, der in der letzten Spielzeit mit der Stückentwicklung "Fundament" seine erste Regiearbeit am Schauspiel Stuttgart präsentierte, widmet sich dem "Tod eines Handlungsreisenden" vor allem unter dem Aspekt des fehlenden Muts, sich gegen ein gesellschaftliches System und die ihn ihm propagierten Ideale zwecks einer Verteidigung von persönlichen Glücksvorstellungen zu erheben. Mit Blick auf die jüngere Generation - repräsentiert durch Lomans Söhne Biff und Happy - die aus der Misere ihres Vaters und der trügerischen Familienidylle lernen könnten, soll der Frage nach der Möglichkeit der individuellen Befreiung von bestehenden Zwängen und propagierten Werten einer neo-konservativen Gesellschaft nachgegangen werden.
Regie: Jan Neumann, Bühne: Daniel Angermayr, Kostüme: Nini von Selzam, Dramaturgie: Sarah Israel
Willy Loman Elmar Roloff
Linda Loman Gabriele Hintermaier
Biff Loman Claudius von Stolzmann
Happy Loman Matthias Kelle
Bernard / Kellner Lukas Rüppel
Die Frau / Miss Forsythe Stephanie Schönfeld
Charley Bernhard Baier
Howard Wagner Markus Lerch
Vorstellungen nur bis 3. Juli 2011
Termine 06.06. | 07.06. | 09.06. | 10.06. | 11.06. | 12.06. | 16.06. | 17.06. | 18.06. | 21.06. | 24.06. | 25.06. | 27.06. | 28.06. | 29.06. | 30.06. | 02.07. | 03.07.