Auf dem Spielplan des LTT spielt das Thema Migration und Integration in Stücken wie „Mamma Medea“, „Versuchung“ und „Heaven“ eine entscheidende Rolle. Zu bestimmten Themenkomplexen, die das neue Team um LTT-Intendantin Simone Sterr die gesamte Spielzeit und darüber hinaus beschäftigen, versucht das LTT immer wieder Experten ins Theater zu holen.
Den ersten Teil der Expertenrunde zum Thema „Migration - Integration – Ehrverbrechen“ am 25. April 2006 bildet die Szenische Lesung und Perfomance „Es ist Mord! In allen Ehren!“ von Hanife Gashi und Walther Dorothea.
Im Zentrum steht die Lebensgeschichte von Hanife Gashi. Der Fall ist vielen Tübingern sicher noch Erinnerung. Ganz in der Nähe von Tübingen wurde Hanife Gashis 16jährige Tochter vom eigenen Vater ermordet, weil der Freund des Mädchens nicht albanisch genug war. In ihrem Buch „Mein Schmerz trägt deinen Namen“ berichtet Hanife Gashi von ihrer Zwangsheirat im Kosovo, der Flucht mit ihrer Familie nach Deutschland, ihrem Ehemartyrium und Tod ihrer Tochter, die vom Vater im Namen der Ehre ermordet wurde.
In Zusammenarbeit mit der Performance-Künstlerin Dorothea Walter, die Performances zu geschlechtsspezifischen Menschenrechtsverletzungen und sexualisierter Gewalt an Frauen erarbeitet, ist eine szenische Lesung entstanden, die Hanife Gashis Schicksal zeigt und die paradoxe Rolle der Frau als „Ehrenträgerin“ darstellt.
Im Anschluss an die Performance mit Hanife Gashi wird eine Gesprächsrunde zum Thema „Migration - Integration – Ehrverbrechen“ stattfinden. Auf dem Podium werden neben der Psychologin und Performerin Dorothea Walter mit Christian Storr (Leiter der Stabsstelle Ausländerbeauftragter der Landesregierung Baden Württemberg) als Vertreter der politischen Seite ein Experte für Intergrationsfragen und mit der Rechtsanwältin Randi von Stechow eine Expertin für Migrationsfragen und Gewalt gegen Frauen sitzen. Hinzu kommt mit Collin Schubert eine Expertin für Frauenrechte im Islam und mit LTT-Intendantin Simone Sterr eine Spezialistin in Bezug auf die Umsetzung von Themen wie Migration und Integration im Theater der Gegenwart. Moderiert wird die Diskussion von der Journalistin Beate Rau.
Eine Veranstaltung von TERRE DES FEMMES e.V. und dem Landestheater Tübingen in Kooperation mit der Frauenbeauftragten der Universitätsstadt Tübingen.
Am 26. April ist dann um 20h im LTT-oben das Stück „Versuchung“ des katalanischen Autors Carles Batlle zu sehen: Aixa, eine junge Marokkanerin, ist aus ihrer Heimat geflohen, um einem von ihrem Vater bereits vor Jahren geschlossenen Heiratsabkommen zu entgehen. Jetzt lebt sie ohne Aufenthaltsgenehmigung in Spanien und arbeitet als Hausmädchen für Guillem, einen mittedreißigjährigen katalanischen Antiquitätenhändler. Doch plötzlich steht ihr Vater vor der Tür. Auch er hat Marokko auf illegalem Weg verlassen. Auf der Suche nach Arbeit wendet er sich an den Sohn eines alten Freundes, zufälligerweise eben jenen jungen Mann, für den auch seine Tochter arbeitet. Doch Guillem verfolgt eigene Interessen. Er lässt sich seine Dienste als "Arbeitsvermittler" von den illegalen Einwanderern teuer bezahlen.
In seinem sowohl emotionalen wie politischen Stück verwebt Carles Batlle das Schicksal der beiden illegalen Immigranten und des Katalanen zu einer ungemein spannenden, fast kriminalistischen Erzählung.
Karten gibt es an allen Vorverkaufsstellen des KULTUR TICKET Neckar-Alb, die Kasse des LTT hat wegen Theaterferien erst ab dem 25.4. wieder geöffnet.