Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Theaterpreis Berlin 2018 an Karin Henkel Theaterpreis Berlin 2018 an Karin Henkel Theaterpreis Berlin...

Theaterpreis Berlin 2018 an Karin Henkel

Für ihre außerordentlichen Verdienste um das deutschsprachige Theater zeichnet die Stiftung Preußische Seehandlung die Regisseurin Karin Henkel mit dem Theaterpreis Berlin 2018 aus.

Die Entscheidung über die Auszeichnung traf die Preisjury, der die Intendantin des Schauspielhauses Zürich Barbara Frey, der Intendant des Düsseldorfer Schauspielhauses Wilfried Schulz und die Theaterkritikerin Eva Behrendt sowie mit beratender Stimme der Intendant der Berliner Festspiele Dr. Thomas Oberender angehören.

 

Copyright: T+T Fotografie/ Toni Suter + Tanja Dorendorf

In der Jurybegründung heißt es: „Karin Henkel untersucht in ihren Inszenierungen konsequent die Grundbedingungen sozialen Zusammenlebens. Insbesondere Familienkonstellationen, ausgehend von den verwandtschaftlichen Ur-Debakeln der Griechischen Dramen, sind ihr bevorzugtes Forschungsfeld. Wodurch konstituiert sich Macht? Wie wird sie tradiert und wodurch erodiert sie? Wie wirken sich Familiendesaster auf die Gesamtgesellschaft aus, insbesondere auf das Verhältnis zwischen den Geschlechtern? Henkels langjähriges Interesse an der Dramen-Weltliteratur (u.a. Shakespeare, Ibsen, Cechov, Kleist, Euripides) beruht nicht auf deren simpler Verehrung, sondern führt zu einer steten Neubewertung, zur bohrenden Hinterfragung dessen, was wir heute als „gesellschaftliche Errungenschaften“ in der Folge der Aufklärung bezeichnen würden. Die Figurenkonstellationen in Henkels Arbeiten zeigen immer wieder zweifelnde Männer, die nicht wissen, wo und weshalb sie ihr Terrain eingebüsst haben – und starke Frauen, die ihrer eigenen Stärke misstrauen. Es gibt kaum Platz für Helden oder Heldinnen in einer Welt, deren Gesetzmässigkeiten so undurchschaubar sind wie die eigene Seele.

Henkels Inszenierungen sind expressiv und unnachgiebig in Bezug auf die Grundfragen nach den Ursachen zwischenmenschlichen Scheiterns, und die Regisseurin verweigert dabei klar abgegrenzte Genrebegriffe. So wie ihre Tragödien bisweilen mit sarkastischem Witz gesättigt sind, zeigen ihre Komödien die tragische Grundierung von Humor, und ihr feines Gespür für ihre Schauspielerinnen und Schauspieler ermöglicht es Karin Henkel, diese Grenzen beständig neu auszuloten.“

Der mit 20.000 Euro dotierte Theaterpreis Berlin wird im Rahmen des 55. Theatertreffens im Haus der Berliner Festspiele vom Regierenden Bürgermeister und Vorsitzenden des Rates der Stiftung Preußische Seehandlung Michael Müller, verliehen. Die Laudatio hält Rita Thiele, Chefdramaturgin und stellvertretende Intendantin am
Deutschen Schauspielhaus Hamburg.

Der Termin der Preisverleihung wird zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben.

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 11 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

TIEFER HINTERSINN -- Belcea Quartet im Ordensaal bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen

Die rumänische Violinistin Corina Belcea, der koreanisch-australische zweite Geiger Suyeon Kang, der polnische Bratschist Krzysztof Chorzelski und der französische Cellist Antoine Lederlin bilden das…

Von: ALEXANDER WALTHER

LEIDENSCHAFTLICHE THEMEN -- Richard-Strauss-Fest bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen im Forum am Schlosspark

Dies war eine besondere Hommage an das Münchner Original Richard Strauss, der als Musiker Weltruhm genoss und beim Kartenspiel auch hemdsärmelig sein konnte. Zunächst musizierte die Deutsche Radio…

Von: ALEXANDER WALTHER

Zwischen den Welten -- "Rusalka" von Antonín Dvořák in der Deutschen Oper am Rhein

Kein Wunder, dass Rusalka sich fort wünscht. In Vasily Barkhatovs Inszenierung der Oper "Rusalka" von Antonín Dvořák für die Deutsche Oper am Rhein lebt Rusalka in einem Kloster, das mehr dem…

Von: Dagmar Kurtz

MENSCHLICHKEIT ALS VERBINDENDER FADEN -- Neue CD: "Ground - Toccatas & Ambients" mit Tamar Halperin bei Neue Meister

Man könne sagen, dass unsere gemeinsame Menschlichkeit der verbindende Faden sei. Unsere Menschlichkeit sei der Grund, so die israelische Pianistin und Cembalistin Tamar Halperin, die jetzt mit ihrem…

Von: ALEXANDER WALTHER

NEUARTIGE KLANGÄSTHETIK -- "Der rote Wal" von Vivan & Ketan Bhatti in der Staatsoper STUTTGART

Natürlich denkt man bei diesem Werk auch an Helmut Lachenmanns Oper "Das Mädchen mit den Schwefelhölzern". Eine junge Frau versucht, sich gesellschaftlich und politisch zu positionieren. Die RAF…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑