Das Heidelberger Amtsgefängnis wurde in den Jahren 1847 und 1848 nach Plänen von Stadtbaumeister Ludwig Lendorff erbaut und zählt zu den ältesten Gefängnisbauten Deutschlands. „Fauler Pelz“ heißt es im Volksmund wegen seiner Adresse (Oberer Fauler Pelz 1), die an das ehemalige Gerberviertel an dieser Stelle erinnert. Seit Ende 2015 steht das Gebäude leer. Die letzten Gefangenen wurden in die Justizvollzugsanstalt Mannheim überstellt. Nach „Born with the USA“ auf dem ehemaligen US-Hospital-Gelände erobert das Heidelberger Theater erneut einen ganz ungewöhnlichen Spielort und belebt gemeinsam mit dem Regieteam und Schauspielern den „Faulen Pelz“. Baumeister Lendorff war übrigens wenige Jahre später auch Architekt des Stadttheaters Heidelberg!
Bernhard Mikeska und Alexandra Althoff, die bereits öfter gemeinsam gearbeitet haben, entwickeln nun mit den Schauspielern ein einzigartiges Projekt für dieses Gebäude, das auch seine Nähe zur Bildenden Kunst hat. Installationen ziehen mit den Schauspielern das Publikum in ihren Bann. Neben den Akteuren werden Gebäude und Räumlichkeiten zum Hauptdarsteller.
Was bedeutet es eingesperrt sein? Wird der Mensch denn frei geboren? Wer das glaubt, irrt gewaltig. Erst wird er gefangen gehalten von älteren, stärkeren Exemplaren der Gattung und an der Ausübung seines freien Willens gehindert – indem er um acht ins Bett muss. Bereits in Kindergarten und Schule wird er mit Seinesungleichen zusammengepfercht, ob er nun will oder nicht. Das Programm setzt sich nahtlos fort in Kasernen, Hörsälen und an Arbeitsplätzen. Mit „In Deinem Pelz“ entwerfen Bernhard Mikeska und Alexandra Althoff einen Abend über Zwangsgemeinschaften und das Eingesperrtsein für den „Faulen Pelz“, das historische Amtsgefängnis in der Heidelberger Altstadt. Die einst fortschrittliche Haftanstalt wurde 1847|48 erbaut. Nach fast 170 Jahren ist der nun nicht mehr zeitgemäße Knast, in dem einst knapp 80 Männer und Frauen auf ihren Prozess warteten, endgültig geschlossen.
Der Einlass findet rund um die Uhr alle 5 Minuten für je einen Zuschauer statt. 8 Schauspielerinnen und Schauspieler wechseln im ‚Schichtbetrieb‘ einander ab. Einzeln betritt man die Installation, die tief in das Innere führt. In den 8 ½ Quadratmeter großen Zellen sind Erinnerungen eingefangen, schon bald verschieben sich die Grenzen von Fiktion und Wirklichkeit, Ursache und Wirkung …
Mitwirkende sind: Claudia Renner, Christina Rubruck, Anne Schäfer, Nanette Waidmann, Maria Magdalene Wardzinska; Hendrik Richter, Andreas Seifert, Olaf Weißenberg – sowie Mitglieder der Statisterie des Theaters und Orchesters Heidelberg.
Regisseur Bernhard Mikeska und Dramaturgin Alexandra Althoff sind RAUM+ZEIT. Seit ihrem ersten gemeinsamen Projekt 2009 im Bockenheimer Depot des Schauspiels Frankfurt arbeiten sie regelmäßig zusammen, u. a. am Residenztheater München, am Düsseldorfer Schauspielhaus sowie für das Kunstfest Weimar. Bernhard Mikeska studierte Physik in Heidelberg und Hamburg. Nach der Promotion in theoretischer Physik über komplexe Systeme wechselte er ans Theater. Die Installationen von Alexandra Althoff und Bernhard Mikeska betreiben ein aufregendes Spiel mit der Logik eines konsistenten Raum-Zeit-Kontinuums und der inneren Welt der Wahrnehmung.
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Wer zur Premiere keine Gelegenheit findet, kann die Aufführungen auch noch vom 03. | 04. Dezember 2016 jeweils von Samstag 14 Uhr bis Sonntag 22 Uhr erleben.
Der Vorverkauf läuft! Eintritt 16 € | ermäßigt 9,50 € - Achtung Nachttarif beachten (von 01.00 – 06.00 Uhr): 7,50 € | ermäßigt 5,00 €; Kartenkäufe und -reservierungen sind möglich im Webshop (tickets.theater.heidelberg.de) sowie an der Theaterkasse und telefonisch unter 06221| 5820 000. – Adresse des Veranstaltungsortes: Oberer Fauler Pelz 1 | Zugang Kettengasse