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Theater Heilbronn: Alejandro Quintana verabschiedet sich mit „Don Quijote“ von Michael Bulgakow als Chefregisseur

Premiere am 24. Juni 2016, 19.30 Uhr, Großes Haus. -----

Eigentlich heißt er Alonso Quijano und ist ein spanischer Landadliger mit einer großen Vorliebe für Ritterromane. Er hat sie alle gelesen und ist so tief eingetaucht in die Welt der Drachen- und Riesentöter, der bösen Zauberer und schönen Burgfräulein, dass er die Bücher nicht mehr von der Wirklichkeit unterscheiden kann.

 

Alonso Quijano will jetzt selbst ein fahrender Ritter werden, um sich todesmutig in Abenteuer zu stürzen und ewigen Ruhm zu erringen. Er gibt sich den Namen Don Quijote von La Mancha, seinen klapprigen Gaul hält er für das feurigste Ross der Welt und nennt es Rosinante. Ein einfaches Bauernmädchen macht er zu seiner Herzensdame Dulcinea von Toboso, für die er alle Abenteuer bestehen muss. Eine alte Rüstung hat er noch aus Urzeiten in seinem Haus, ein Barbierbecken dient ihm als Helm, und dann findet er auch noch einen Waffenknecht in dem dicken Bauern Sancho Panza, dem er als Dank für seine Dienste die Statthalterschaft über eine Insel verspricht.

 

Und schon geht es los mit seinem Kampf gegen das Böse, beflügelt von einer überbordenden Phantasie. Don Quijote kämpft gegen die sprichwörtlich gewordenen Windmühlenflügel, weil er sie für verzauberte Riesen hält. Unbescholtene Mönche werden von ihm als Zauberer, die eine Prinzessin entführt haben, ausgemacht und angegriffen. Sancho Panza und der Ritter von der traurigen Gestalt legen sich mit einer Übermacht von verwegenen Burschen an, die sich über Rosinante lustig machen. Eine Schenke hält er für ein Schloss, den Wirt für den Kastellan und die gefüllten Weinschläuche für Kreaturen, die es zu bekämpfen gilt … Schon nach kurzer Zeit haben Don Quijote und Sancho Panza so viel Prügel eingesteckt, dass es für vier Ritterleben reichen würde. Seine Freunde und Angehörigen in La Mancha wollen nichts lieber, als ihn nach Hause zurückzuholen und ihn von dem durch das zu viele Lesen verursachten Irrsinn zu befreien. Doch was passiert mit Alonso Quijano, wenn er nicht mehr Ritter sein und um seine Ideale kämpfen darf?

 

Bulgakow und Don Quijote

Der Ritter von der traurigen Gestalt war auch der Lieblingsheld von Michael Bulgakow, dem berühmten russischen Schriftsteller und Verfasser solcher Werke wie „Meister und Margarita“. Das Drama seines Lebens war, dass er 1929 von der Stalinschen Zensur verboten, quasi lebendig begraben wurde, und die meisten seiner Werke erst viele Jahre nach seinem Tod den Lesern zugänglich gemacht wurden. Bulgakow schrieb heimlich und verdiente sein karges Brot als Dramaturg am Theater in Moskau. In dieser Funktion erstellte auch die wunderbare Bühnenfassung aus Cervantes Roman. Bulgakows „Windmühlenflügel“ waren die politischen Verhältnisse in der Sowjetunion, denen er sich trotz mehrerer Aufforderungen nicht beugen konnte. Er blieb ungeachtet der vielen Niederlagen aufrecht wie sein idealistischer Held „Don Quijote“, mit dessen Namen auf den Lippen Bulgakow 1940 gestorben sein soll.

 

Er ist wohl einer der zauberhaftesten Verrückten und Utopisten der Weltliteratur, dieser Don Quijote, Ritter von der traurigen Gestalt, den der Spanier Cervantes 1605 erfunden hat. Und er ist ein Held, der den Regisseur Alejandro Quintana seit Kindertagen begleitet. Der Stoff hat in Lateinamerika, Quintana stammt aus Chile, mindestens die Bedeutung wie in Deutschland Goethes „Faust“ und wurde von einer Jury aus 100 bekannten Schriftstellern 2002 zum besten Buch der Welt gekürt. Kein Wunder, meint Alejandro Quintana. Diese Geschichte ist ein zutiefst philosophisches Werk über das Leben in all seinen Facetten. Es geht um die Suche nach Gerechtigkeit, um tiefe Freundschaft, ums Scheitern und Weitermachen, um Träume, Utopien und darum, dass man alles wagen muss, damit sie wahr werden. Mit der Inszenierung von diesem „Herzensstück“ verabschiedet sich Alejandro Quintana als Chefregisseur aus Heilbronn. Acht Jahre lang hat er die Geschicke des Theaters wesentlich mitgeprägt.

 

Don Quijote

Von Michael Bulgakow

nach Cervantes

Regie: Alejandro Quintana

Bühne: Stefan Brandtmayr

Kostüme: Cornelia Kraske

Dramaturgie: Kristin Päckert

 

Es spielen: Es spielen: Anastasija Bräuniger (Antonia), Anjo Czernich (Simson u.a.), Stefan Eichberg (Pfarrer Perez u.a.), Oliver Firit (Herzog u.a.), Gabriel Kemmether (Barbier Nicolas u.a.) Frank Lienert-Mondanelli (Don Quijote), Judith Lilly Raab (Aldonsa u.a.), Raik Singer (Palomeque u.a.), Katharina Voß (Herzogin u.a.), Tobias Damian Weber (Sancho Panza)

 

Theaterfrühstück am 19. Juni um 11 Uhr im Oberen Foyer des Großen Hauses

 

Weitere Vorstellungen in dieser Spielzeit: 29. Juni 2016, 01. Juli 2016, 08. Juli 2016, 13. Juli 2016, 16. Juli 2016, 19. Juli 2016 – jeweils um 19.30 Uhr

Wiederaufnahme in der Saison 2016/17 am 21. Oktober 2016

 

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