Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
„Tartuffe” von Molière im Theater Bremen „Tartuffe” von Molière im Theater Bremen „Tartuffe” von Molière...

„Tartuffe” von Molière im Theater Bremen

Premiere am Samstag, 29. April 2017, 19.30 Uhr im Theater am Goetheplatz. -----

Der reiche Bürger Orgon nimmt seinen neuen Freund und Vertrauten Tartuffe in seinem Haus auf. Während die anderen erkennen, dass es sich bei Tartuffe um einen geschickten Hochstapler und Betrüger handelt, sieht Orgon in ihm einen rechtschaffenden und frommen Mann, dem er sogar die Hand seiner Tochter anbietet.

 

Unter dem Einfluss Tartuffes entwickelt sich der liberale Orgon zu einem wertkonservativen Spießbürger und schiebt dem ausschweifenden Lebensstil in seinem Haus einen Riegel vor. Als Orgon schließlich bemerkt, dass Tartuffe sich mehr für sein Geld als für sein Seelenheil interessiert, scheint es bereits zu spät, denn Orgon hat Tartuffe bereits sein Vermögen überschrieben.

 

Der Schauspieler und Regisseur Samuel Weiss inszeniert zum zweiten Mal am Theater Bremen: Nach der erfolgreichen Produktion von Lot Vekemans Kammerspiel „Gift. Eine Ehegeschichte“ in der letzten Spielzeit bringt er nun Molières 1664 uraufgeführten Komödienklassiker „Tartuffe“ auf die Bühne, mit Simon Zigah in der Titelrolle und Guido Gallmann als Orgon. Die Premiere findet am Samstag, 29. April im Theater am Goetheplatz statt.

 

„Orgon und Tartuffe – das sind zwei Seiten einer Persönlichkeit, die einander bedingen“, bemerkt Samuel Weiss, „Orgon versucht, der Wohlstandshölle, in der er mit seiner Familie lebt und die durch eine große Übersättigung und inhaltliche Leere gekennzeichnet ist, etwas entgegenzusetzen und ist deswegen verführbar.“ Weiss erkennt in dem Bedürfnis, sich jemandem anzuvertrauen und der Bereitschaft, eine Lüge für wahr zu nehmen angesichts der heutigen weltpolitischen Entwicklungen ein hochaktuelles Thema. Er möchte in seiner Inszenierung die hinter der rhetorisch gedrechselten Fassade der Verssprache verborgenen Emotionen frei legen und mit den Mitteln der Kömodie an die Schmerzpunkte der Gesellschaft kommen. Der Regisseur liest „Tartuffe“ bei aller Komik auch als eine Studie über menschliche Abgründe. In seinen Arbeiten suche Weiss immer auch den „wahren Kern“ der Figuren, erläutert dazu Dramaturgin Simone Sterr: Orgon zum Beispiel erkenne zum Schluss zwar seine Verblendung, aber dann stelle sich die Frage „‘Was bleibt mir? Wer bin ich eigentlich?‘ Die Antwort bleibt offen, das Happy End somit zweifelhaft.“

 

Samuel Weiss, geboren 1967 in Männedorf bei Zürich, absolvierte von 1986 bis 1990 seine Schauspielausbildung am Max-Reinhardt-Seminar in Wien. Während seiner Ausbildung gastierte er am Burgtheater Wien und am Schauspiel Frankfurt. Nach seinem Engagement am Landestheater Tübingen (1991/92) war er von 1993 bis 2001 Ensemblemitglied am Staatstheater Stuttgart. 1998 inszenierte er dort „Messer in Hennen“ von David Harrower und die Uraufführung von Roland Schimmelpfennigs „Die arabische Nacht“. Seit 2001 gehört er zum Ensemble des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg, wo er unter anderem mit Sebastian Nübling, Martin Kušej, Stephan Kimmig, Kevin Rittberger und Frank Castorf arbeitete. Außerdem inszenierte er dort „Baal“ von Bertolt Brecht, „Peter Pan“ und „Ein Sommernachtstraum“. In der Spielzeit 2015/16 inszenierte er Lot Vekemans Kammerspiel „Gift. Eine Ehegeschichte“ im Theater am Goetheplatz.

 

Regie: Samuel Weiss

Bühne: Daniela Herzberg

Kostüme: Hannah Petersen

Musik: Klaus von Heydenaber

Dramaturgie: Simone Sterr

 

Mit:

Annemaaike Bakker, Karin Enzler, Peter Fasching, Guido Gallmann, Bastian Hagen, Siegfried W. Maschek, Verena Reichardt, Susanne Schrader, Simon Zigah

 

 

 

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 16 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

UNHEIMLICHE VERWANDLUNG -- Premiere "Hamlet" von William Shakespeare im Schauspielhaus STUTTGART

"Was faul ist und begraben, kommt ans Licht". Diese Erkenntnis Hamlets prägt auch die düster-packende Inszenierung von Burkhard C. Kosminski, der hier verschiedene Aspekte auf den Punkt bringt. Es ist…

Von: ALEXANDER WALTHER

BEWEGENDE NATURSCHILDERUNGEN -- Stuttgarter Philharmoniker mit der "Alpensinfonie" von Richard Strauss in der Liederhalle STUTTGART

"Erhabene Landschaften" standen diesmal im Mittelpunkt. Zunächst musizierten die Stuttgarter Philharmoniker unter der kompetenten Leitung von Frank Beermann die "Grand Canyon Suite" aus dem Jahre 1931…

Von: ALEXANDER WALTHER

DRAMATISCHE AUSDRUCKSKRAFT -- Neue CD "Letzte Lieder" mit Sebastian Naglatzki und Ana Miceva, beim Label Genuin erschienen

Mit ihrem Album "Letzte Lieder" widmen sich die Pianistin Ana Miceva und der Bassbariton Sebastian Naglatzki den letzten Liedkompositionen von Franz Schubert, Johannes Brahms, Hugo Wolf und Maurice…

Von: ALEXANDER WALTHER

DER TEUFELSGEIGER ALS GITARRIST -- Ensemble Visconti Plus im Schloss BIETIGHEIM-BISSINGEN

Das Visconti-Quartett wurde 2006 aus Mitgliedern der "sueddeutschen kammersinfonie bietigheim" und Lehrern der Bietigheim-Bissinger Musikschule gegründet. Der Name dieses Ensembles geht auf die aus…

Von: ALEXANDER WALTHER

BLICK IN DEN DIGITALEN ABGRUND -- Premiere "KI essen Seele auf" von Thomas Köck im Kammertheater STUTTGART

In Regie, Konzept Bühne & Kostüm von Mateja Meded taucht der Zuschauer in die bizarre Welt der Künstlichen Intelligenz immer tiefer ein, weil es die drei hervorragenden Schauspielerinnen Therese Dörr,…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑