Im Haus des wohlhabenden Bürgers Orgon hat sich ein gewisser Tartuffe eingenistet, ein Betrüger, der den Frommen spielt. Er will der Familie das Vermögen abjagen, Orgons Frau zu seiner Geliebten und Orgons Tochter zu seiner Frau machen. Orgon ist von Tartuffes Frömmigkeit und Lebensstrenge hingerissen und verzückt. Er will dem Verlobten seiner Tochter die Zustimmung zur Heirat entziehen, er setzt Tartuffe zum Alleinerben ein, er verschreibt ihm sein gesamtes Vermögen.
Tartuffe ist kein frommer Mann auf Abwegen, Tartuffe ist ein raffinierter Heuchler, einer, der sich der frommen Maske bedient. Er missbraucht die Religion, er skandalisiert eine Familie und erpresst ihre Mitglieder, er ergaunert ein Vermögen. Bigott und skrupellos, ein Parasit und Wiederholungstäter. Es ist das Sittenbild einer Zeit und beschreibt die Deformationen des Charakters. Eine politische Komödie, die Molière geschrieben hat: er führt uns die scheinheiligen Konventionen vor Augen und eine Gesellschaft, die mehr Furcht vor dem Skandal hat als vor dem Bösen. Und diese fassadenhafte Welt der Bigotterie und der Scheinheiligkeit ist der beste Boden für den Typus Tartuffe – er und seine Umwelt sind sich in ihrer Unmoral ebenbürtig – über die Jahrhunderte hinweg bis zum heutigen Tage. Auch wenn es zum Lachen ist.
MOLIÈRE Der weite und abenteuerliche Weg des Jean Baptiste Poquelin, seit 1644 genannt Molière, Sohn eines reichen Teppichwirkers, der auf den vom Vater ererbten Posten verzichtete und statt dessen eine Theatertruppe gründete, ist die Geschichte eines Wanderlebens, reich an unerhörten Details und reich an Komödien.
Ruhm musste teuer erkauft werden. Da waren die existentiellen Nöte, die ihn ständig quälten; die Kirche, die ihn von Anfang an bekämpfte als das, was er war: ein freier, kritischer und spöttischer Geist, die wechselnde Gunst der Mächtigen, die realen Figuren, die in Molires Komödien zur Zielscheibe seines Spotts wurden, die scheinheiligen Priester, die Emporkömmlinge aus der Provinz, die dünkelhaften Marquis. Stücke u.a.: Tartuffe, Der Menschenfeind, Der Geizige, Der eingebildete Kranke.
MAIK PRIEBE Regiestudium an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin. Inszenierungen u.a. am Staatstheater Kassel, Deutsches Nationaltheater Weimar und am Burgtheater Wien. Für seine Inszenierung Sallinger von Bernard-Marie Koltès wurde Maik Priebe mit dem Günther-Rühle-Preis ausgezeichnet. Zudem erhielt er für John Osbornes Blick zurück im Zorn am Staatstheater Kassel den Kurt-Hübner-Preis für Nachwuchsregie der Akademie Darstellender Künste. Für Kaspar Häuser Meer von Felicia Zeller, entstanden am Deutschen Nationaltheater Weimar, erhielt Maik Priebe eine Nennung in der Kategorie Inszenierung des Jahres der Kritikerumfrage der Deutschen Bühne.
Deutsch von Wolfgang Wiens
Inszenierung Maik Priebe
Bühne & Kostüme Susanne Maier-Staufen
Musikalische Leitung Jens Bingert
Dramaturgie Susanne Abbrederis
Regieassistenz und Soufflage Mona vom Dahl
Inspizienz Luisa Rubel
Hospitanz Nathalie Eckstein
Madame Pernelle Anke Hartwig
Orgon, ihr Sohn Stefan Walz
Elmire, seine zweite Frau Philippine Pachl
Damis, sein Sohn Alexander Peiler
Mariane, seine Tochter Julia Reznik
Valère Lukas Mundas
Cléante, Orgons Schwager Thomas Braus
Tartuffe Miko Greza
Dorine, Marianes Zofe Tinka Fürst
Monsieur Loyal, Gerichtsvollzieher Marco Agostini
Ein Kommissar N. N.
Opernchor der Wuppertaler Bühnen
Chorleiter Jens Bingert