Alain Platel ist einer der wichtigsten zeitgenössischen Theatermacher und hat mit seiner 1984 in Gent als Kollektiv gegründeten Compagnie Les Ballets C. de la B. eine eigene Sprache entworfen, die Genres wie Tanz, Theater, Musik und Performance vereint. Platels Arbeiten untersuchen kulturelle Hintergründe und soziale Strukturen und verbinden verschiedenste Emotionen zu einer Poesie der Anteilnahme. In vergangenen Arbeiten hat der 1956 in Flandern geborene Künstler immer wieder mit klassischer Musik gearbeitet, so 1995 in La Tristeza Complice mit Akkordeon-Arrangements von Purcell-Musik, 1998 in »Iets op Bach« mit Musik von Johann Sebastian Bach oder jüngst 2003 in Wolf, wo er Musik von Mozart zu einer Collage verband. »Wolf« wurde vielfach ausgezeichnet, war eingeladen zum Berliner Theatertreffen 2003 und tourt seitdem um die ganze Welt.
Die Staatsoper zeigt als Koproduzent Platels neuste Arbeit: eine Version von Claudio Monteverdis »Marienvesper«. Platel arbeitet hierfür mit dem belgischen Barockmusiker Wim Becu und dem Zigeunermusik-Spezialisten Cha Limberger zusammen, die eine eigene Fassung von Monteverdis Stück für 14 Musiker und 4 Sänger erarbeiten. Wie bei allen Arbeiten entsteht auch hier die Struktur zunächst durch die Auswahl der 14 Tänzer: starke Persönlichkeiten unterschiedlichsten Alters und kultureller Herkunft mit verschiedensten Tanzerfahrungen. Platel arbeitet extrem langsam und versucht, so lange wie möglich im Bereich des Unerwarteten und Ungeplanten zu bleiben und möglichst viel von den Tänzern selbst entwickeln zu lassen. Am Ende des langen Probenprozesses zeigt sich Platel als Meister im Kombinieren von höchst unterschiedlichem Material und im Orchestrieren von Chaos. Dadurch entsteht eine Qualität des Unmittelbaren, Unverfälschten und Persönlichen, die seine vergangenen Arbeiten zu berührenden Höhepunkten der internationalen Tanz-, Theater- und Musikszene gemacht hat.
Koproduktion mit KunstenFESTIVALdesArts-La Monnaie/De Munt (Brüssel), Le Grand Théâtre de Luxembourg, Opéra National de Paris, RUHRtriennale, TorinoDanza, Holland Festival (Amsterdam), Sadler’s Wells (London)
In Zusammenarbeit mit: Théâtre de la Ville (Paris), KVS (Brüssel), NTGent, KC Vooruit Gent