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Tänze der NachtTänze der NachtTänze der Nacht

Tänze der Nacht

b.03 - Dritter Ballettabend in der Deutschen Oper am Rhein

In seinem dritten Ballettabend zeigte der neue Balletdirektor Martin Schläpfer an der Deutschen Oper am Rhein drei unterschiedliche Positionen des Ballettanzes. Die "Serenade" nach dem gleichnamigen Musikstück für Streicher von Peter I. Tschaikowsky ist dem klassischen Ballettanz verpflichtet und führt uns in den Zauber einer elfengleichen Mondnacht. Diese Choreografie von Georg Balanchine, 1934 aus Übungseinheiten entwickelt, wartet mit einer Vielfalt an Tänzergruppierungen auf, in die sich die Solistenparts fließend einbinden. Auf eine Handlung wird weitgehend verzichtet. Die "Serenade" zeigt die pure Schönheit klassischen Tanzes. Zum zauberhaften Eindruck tragen auch die hellblauen Sylphides-Tutus der genialen Kostümbildnerin Barbara Karinska bei, die die Tänzerinnen fließend umspielen.

Als zweites Stück wurde "Signing Off" von Paul Lightfoot und Sol León aufgeführt, zweifellos der triumphale Höhepunkt des Abends! Musikalische Grundlage bildet der 1. und 2. Satz aus dem Konzert für Violine und Orchester von Philip Glass. Thema dieser expressiven, soghaften Choreographie ist das Abschiednehmen, der Übergang von einer Lebensphase zur nächsten, vom Leben zum Tod, vom Ende einer Partnerschaft, und die damit einhergehenden Veränderungen. Vor einem dunklen Vorhang, kaskadenartig wehend, tanzen die vier Tänzer und zwei Tänzerinnen in fließendem Schwarz-Weiß gekleidet in eher eckigen Bewegungen. Ein vollendeter ästhetischer Genuss.

Die Choreografie zu Felix Mendelssohn Bartholdys Reformationssymphonie von Martin Schläpfer bildet den Abschluss des Abends. Die innere Zerrissenheit des Menschen, die Zweifel und die Suche nach dem wahren Glauben, das trotzige Bekenntnis in Luthers Choral "Eine feste Burg ist unser Gott" spiegelt sich in dem Tanzstilmix dieses Stückes wider, einerseits Aggressivität darstellend, bei den in den Boden gerammten Spitzenschuhen, andererseits geistige Höhenflüge, dargestellt in luftigen Sprünge. Zum Schluss kniet ein Tänzer, in gleißendes Licht gehüllt, in einem ekstatischen Gebet am Boden. Die ansonsten beeindruckende Choreografie wirkt an dieser Stelle etwas überzogen.

Am Ende gab es enthusiastischen Applaus für eine grandiose, beeindruckende Ensembleleistung, die hervorragenden Düsseldorfer Symphoniker und die Solo-Violinistin Tai Murray.

Serenade

Musik: Serenade für Streicher C-Dur op. 48 von Peter I. Tschaikowsky

Choreographie: George Balanchine

Musikalische Leitung: Axel Kober

Kostüme: Karinska

Choreographische Einstudierung: Nanette Glushak

Tänzerinnen: Ann-Kathrin Adam, Louisa Rachedi, Anna Tsybina, Doris Becker, Mariana Dias, Ana Djordjevic, Ainara García Navarro, Sachika Abe, Camille Andriot, Feline van Dijken, Géraldine Dunkel, Carolina Francisco Sorg, Cristina Garcia Fonseca, Carrie Johnson, So-Yeon Kim, Emi Kuzuoka, Nicole Morel, Kerry-Anne O'Brien, Daniela Svoboda, Julie Thirault

Tänzer: Michal Matys, Ordep Rodriguez Chacon, Christian Bloßfeld, Florent Cheymol, Bruno Narnhammer, Martin Schirbel

Signing Off

Musik: 1. und 2. Satz aus dem Konzert für Violine und Orchester von Philip Glass

Choreographie: Paul Lightfoot, Sol León

Musikalische Leitung: Axel Kober

Bühne: Paul Lightfoot, Sol León

Kostüme: Paul Lightfoot, Sol León

Licht: Tom Bevoort

Choreographische Einstudierung: Anders Hellström, Shirley Esseboom

Violinsolistin: Tai Murray

Tänzerinnen: Marlúcia do Amaral, Yuko Kato, Tänzer: Armen Hakobyan, Sonny Locsin, Bruno Narhammer, Remus Sucheana

Reformationssymphonie

Musik: Sinfonie Nr. 5 d-Moll op. 107 („Reformationssymphonie“) von Felix Mendelssohn Bartholdy

Choreographie: Martin Schläpfer

Musikalische Leitung: Axel Kober

Kostüme: Marie-Thérèse Jossen

Licht: Franz-Xaver Schaffer

Tänzerinnen: Sachika Abe, Marlúcia do Amaral, Camille Andriot, Géraldine Dunkel, Carolina Francisco Sorg, Ainara García Navarro, Yuko Kato, Nicole Morel, Julie Thirault, Tänzer: Martin Chaix, Helge Freiberg, Callum Hastie, Antoine Jully, Ordep Rodriguez Chacon, Michael Matys, Boris Randzio, Remus Sucheana, Pontus Sundset, Maksat Sydykov, Jörg Weinöhl

Premiere 16. Oktober 2009, 19.30 Uhr, Opernhaus Düsseldorf

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