Seit zehn Jahren kommt mit dem Frühling auch das Festival „Tanz Hoch Zwei“, das sein Publikum einlädt den Tanz von zwei Seiten zu erkunden: als Tänzer im Workshop oder als Zuschauer im Theatersaal. In diesem Jahr prägen erfahrene Choreografen aus sieben verschiedenen Ländern acht Workshops – und auf der Bühne zeigen an einem Doppelabend mit Rosalind Crisp und Andrew Morrish zunächst zwei längst bekannte Künstler ihre neuesten Arbeiten, bevor der italienische Nachwuchs mit der Performance "Marzo" einen Blick in die Zukunft wirft. Die isländische Choreographin Margrét Sara Guðjónsdóttir wird im Sommer ihre neueste Arbeit „Blind Spotting“ präsentieren. Im Rahmen von Tanz Hoch Zwei gibt sie in einem Künstlergespräch vorab erste Einblicke in ihre Arbeit. Nicht zuletzt das Format “Teaching and Performance Practise“ verbindet schließlich Theorie und Praxis, Bühne und Workshopraum auf besondere Weise. Rosalind Crisp, Frey Faust, der Mitbegründer der Tanzfabrik Dieter Heitkamp und Andrew Morrish geben Einblicke in ihre Arbeiten, ihre Arbeitsweise als Lehrer, Performer und Choreografen.
danse (3)
ein Trio von Rosalind Crisp in Kollaboration mit Céline Debyser und Max Fossati
Tanzfabrik Kreuzberg, Möckernstudio 1
27. April 2014, 18 und 20 Uhr
Nachdem sich das Wirrwarr des Spektakels gelegt hat... kehren wir nun zurück zum Tanz
danse (3) ist eine Antwort auf zehn Jahre des Arbeitens in Frankreich, wo das Spektakel König ist. Es kann die meisten Hüllen entbehren, nutzt aber dennoch den Kontext des Spektakels und platziert den Zuschauer inmitten des Tanzes. Eine Performance zu erschaffen braucht Zeit. Als Antwort auf die Realität ist danse (3) unfertig, schwebt frei im Kreationsprozess und wirkt vielleicht eher wie ein Sammelsurium von Einzelstücken, denn wie ein Stück.
Indelible – eine improvisierte Soloperformance von Andrew Morrish
Tanzfabrik Kreuzberg, Möckernstudio 4
27. April 2014, 19 Uhr
Sprache: englisch
Ein Mann denkt bei sich: „Das einzige, was man tun kann, ist ein paar Markierungen zurückzulassen: Spuren, Gesten, Worte und flüchtige Eindrücke.“ Er möchte herausfinden, welche Markierungen heute sinnvoll erscheinen, im Jetzt.
Andrew Morrish begann 1982 mit Al Wunder in Melbourne zu improvisieren. Er ist selbst überrascht und zufrieden darüber, dass er das auch noch 32 Jahre später tut. Noch glücklicher stimmt ihn die Tatsache, dass Improvisation bis heute das einzige ist, was ihn als Performer interessiert.
Marzo
eine futuristische Performance der italienischen Company Dewey Dell
Tanzfabrik Wedding, Uferstudio 14
28. und 29. April 2014, 20.30h
Von jeher ist der März der Monat des Krieges. Der Winter klingt aus und mit dem auf-blühenden Frühling beginnt die Zeit des Schlachtfelds.
Auf einem entfernten Planeten liegen die Überreste eines Kraters, der vor Millionen Jahren durch den Einschlag eines Meteoriten entstand. Seine Wände sind abgetragen und sein Weiß macht es unmöglich sein Ausmaß zu bestimmen. Wie durch ein Mikroskop blicken wir auf die Menschen, die diesen Krater bewohnen. Wie Mikroben oder Planeten bewegen sie sich. Sie durchleben eine Geschichte, in der sich die Erschütterung des Raumes von einst zu spiegeln scheint. Wir blicken auf dieses Drama von der Erde aus, und der gewaltige Raum, der uns von diesem Schauspiel trennt, dehnt auch die Zeit. Daher können wir die Handlung nicht verorten, sie keiner Epoche zuordnen. Könnten die Menschen auf dem Krater auf uns schauen, sähen sie nur Dinosaurier der Vergangenheit. Auch wenn wir wissen, dass wir auf eine Szene weit in der Ferne blicken, verstehen wir doch, dass sie uns ähnlich sind. Doch im Innern des Kraters ist es März geworden.
Seit 2007 entwickelt das italienische Künstlerkollektiv Dewey Dell seine Tanzarbeiten, die durch perfektes Zusammenspiel von Choreografie, Kostümen, Licht und Musik eindringliche, berückende Stimmungen und Räume zu erzeugen vermögen. Für „Marzo“ haben sie sich außerdem mit dem Theatermacher und Dramatiker Kuro Tanino sowie mit dem japanischen Zeichenkünstler Yuichi Yokoyama zusammengetan. Yokoyama, dessen Mangas Coolness mit einer für Comics überraschenden räumlichen wie zeitlichen Tiefe verbinden, zeichnet für die Kostüme verantwortlich.
Blind Spotting
Ein Künstlergespräch mit Margrét Sara Guðjónsdóttir
29. April 2014, 18 Uhr
Uferstudio 5
Margrét Sara Guðjónsdóttir arbeitet mit Angela Schubot und neun Tänzern aktuell an ihrer Performance „Blind Spotting“, die im Sommer Premiere feiern wird. Ausgehend vom erschöpften Körper, der zum verdrängten Symptom unserer Leistungsgesellschaft geworden ist, will das Stück durch „Risse“ im ruinösen Körper zu entgrenzt weichen Innenansichten gelangen. Die Performance sucht nach einer geteilten Erfahrung eines zerbrechlichen Selbst, das seinen eigenen Blick anblickt, sein eigenes Starren anstarrt, seine eigene Wahrnehmung wahrnimmt, erschüttert von seiner eigenen Grenzenlosigkeit.
In einem Artistic Talk berichtet die isländische Choreographin und Tänzerin von dem Projekt.
Tickets unter: organisation@tanzfabrik-berlin.de oder 030 20059270
Dewey Dell + Teaching Practice 13 € / 8 € Doppelabend Crisp/Morrish bzw. Morrish/Crisp 15/10€
Für den Doppelabend am 27. 4.2014 Crisp/Morrish (18 & 19h) bzw. Morrish/Crisp (19&20Uhr) muss nur ein Ticket gekauft werden
Artistic Talk Eintritt frei
Tanzfabrik Wedding • Uferstr. 8/23 • 13357 Berlin • U-Bhf Pankstraße
Tanzfabrik Kreuzberg • Möckernstraße 68 • 10965 Berlin • U-Bhf Yorckstraße oder Mehringdamm • Bus M19, Haltestelle: Katzbachstraße
Tanz Hoch Zwei 2014 ist gefördert durch die Senatskanzlei - Kulturelle Angelegenheiten. Mit freundlicher Unterstützung durch das Italienische Kulturinstitut Berlin und das Institut Français, Berlin. Die Tanzfabrik Berlin ist Partner von apap – advancing performing arts project - Performing Europe 2011 – 2016, unterstützt durch das Kulturprogramm der Europäischen Union und Partner der tanzcard / Tanzbüro Berlin.