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"Swan Lake, 4 Acts" von Raimund Hoghe

im Tanzhaus NRW in Düsseldorf

"Schwanensee" zählt zu den bekanntesten  Ballettstücken. 1877 im Bolschoi-Theater uraufgeführt, erzählt es die tragische Geschichte der in einen weißen Schwan verwandelten Prinzessin Odette, die nur durch treue Liebe erlöst werden kann. Prinz Siegfried verliebt sich in sie und möchte sie auf seiner Geburtstagsfeier als seine Braut einführen. Durch einen Betrug wird er dazu verleitet, der schwarz gekleideten Odile, die sich als Odette ausgibt, einen Heiratsantrag zu machen. Angesichts seines Irrtums eilt er verzweifelt zu Odette an den See, um sie um Vergebung zu bitten. Eine große Welle droht ihn zu ertränken. Odette versucht ihn zu retten. Es gibt zwei unterschiedliche Versionen des Stückschlusses, in der einen stirbt Siegfried, in der anderen leben Siegfried und Odette glücklich weiter.

 

Von diesem Plot des "Schwanensees" von Piotr Illitch Tschaikowsky hat Raimund Hoghe in seinem "Swan Lake, 4 Acts" nichts übernommen. Ihn scheint stattdessen das Motiv der Metamorphose interessiert zu haben und wie man sich fühlt, wenn man als Mensch in der Gestalt eines Schwans gefangen ist. Grazil und faszinierend ästhetisch zeichnet Ornella Balestra die Flügelbewegungen eines fliegenden Schwans nach. Raimund Hoghe kniet am Boden, die Hände nach hinten gerichtet, und wirkt wie ein Schwan, dem man die Flügel gebrochen hat.

 

Hoghe hat einen ganz eigenen Stil entwickelt. Ähnlich wie sein "Sacre"-Stück umrahmt er auch "Swan Lake" mit den Worten des jeweiligen Komponisten und lässt sich viel Zeit mit der Entfaltung seines Stückes. Seine Bühnenwerke sind ganz einfach ausgestattet, aber die Requisiten werden symbolhaft aufgeladen. So beginnt Swan Lake damit, dass er vor einer Miniaturbühne ein Teelicht anzündet. Statt Balletttänzern, die das  Schwanencorps bilden, legt Hoghe kleine weiße Papiervögel aus oder er markiert das Bühnenrechteck mit Eiswürfeln. Diese Eiswürfel dienen dann dazu, dass die Tänzer Kontakt miteinander aufnehmen, indem sie sich damit gegenseitig die Körperlinien nachzeichnen oder Hoghe sich seinem Partner annähert und dabei das Eis schmelzen lässt. So ist denn auch Gestik bedeutender als Beinarbeit und Mimik, denn die Tänzer agieren das ganze Stück hindurch mit unbeweglichem Gesichtsausdruck. "Swan Lake, 4 Acts" endet damit, dass Hoghe den Boden des hinteren Bühnenraums wie ein Sämann mit Sand bedeckt, ehe er sich selbst nackt darauf legt. Neben Bildern von bezaubernder Eindrücklichkeit finden sich allerdings auch in "Swan Lake" einige schwächere Partien und die Parts, die Hoghe  den Tänzern Brynjar Bandlien und Nabil Yahia-Aissa zugedacht hatte, wirkten größtenteils redundant.

 

Konzept, Choreografie: Raimund Hoghe; Musik: Piotr Illitch Tschaikowsky; Tanz: Ornella Balestra, Brynjar Bandlien, Lorenzo De Brabandere, Raimund Hoghe, Nabil Yahia-Aissa; künstlerische Mitarbeit: Luca Giacomo Schulte; Lichtdesign: Raimund Hoghe, Amaury Seval, Erik Houllier; Ton: Frank Strätker.

 

Vorstellung 9. Dezember 2006

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