Die fünfköpfige Jury, der Hans-Jürgen Drescher (Leiter der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg in Ludwigsburg und langjähriger Leiter des Suhrkamp Theater- und Medienverlags Berlin), Stefan Keim (Kulturjournalist und Theaterkritiker), Philipp Löhle (Dramatiker und Regisseur), Armin Petras (Intendant des Maxim Gorki Theater Berlin und designierter Intendant des Schauspiel Stuttgart, Regisseur und Autor) und Vera Ring (Chefdrama¬turgin am Schauspiel Essen) angehörten, wählte Nora Schüsslers Stück „Abwasser“ auf Platz zwei. Den dritten Platz belegte „Wild weht der Wind oder Quadophenia II“ von Nikolaus Günter. Den vom Freundeskreis Theater und Philharmonie Essen e.V. ausgelobten Publikumspreis in Höhe von € 1.000 gewann Mario Salazar für sein Stück „Am Leben werden wir nicht scheitern“.
Im Zentrum von Hartmut Musewalds „verpiss dich gewiss“ steht Godehard. Er hat Arbeitslosigkeit durchlitten, Leiharbeit erduldet und endlich geschafft, woran er schon nicht mehr zu glauben wagte: Sein Bekannter Herbert hat ihn auf einem seiner Wurstbrat¬wagen fest angestellt. Godehard verdient gutes Geld und vorbei ist auch die traurige Zeit permanenten sexuellen Notstandes. Ilse, weder hübsch noch besonders helle, doch anhänglich und nie abweisend, liebt ausgerechnet ihn. Alles ist nahezu perfekt, bis Godehard eines Abends seinen Chef beim „Reanimieren" halbtoter, schleimgammeliger Rohbratwürste überrascht. Herbert spielt sein Arsenlaugengepansche herunter, schwört, alles sei im grünen Bereich, es bestehe nicht der Hauch einer Gefahr für Leib oder gar Leben der werten Kundschaft. Godehard möchte es nur zu gern glauben, kann es jedoch nicht wirklich. Er verflucht sein Gewiss(en), meint ebenfalls ein Menschenrecht auf gutes Leben zu haben, genau wie jeder Atombombenbauer, jeder Waffenverticker. Jobs, in denen doch ebenfalls die eine oder andere Leiche nie wahrhaftig ausgeschlossen werden kann. Doch Godehard will nicht schuldig werden, andererseits aber auch sein gerade wieder ins Lot gekommenes wunderbares Leben nicht verlieren…
„verpiss dich gewiss“ basiert auf einem von Musewald selbst verfassten Krimi und wurde von ihm eigens für die Autorentage „Stück auf!“ für die Bühne adaptiert.
Im Programmheft zu „Stück auf!“ schreibt Hartmut Musewald über seinen Werdegang: „Nach fünf Jahren Zeitungsarbeit, redaktioneller Mitarbeiter einer Lokalredaktion, später Pressefotograf in der Zentralredaktion, folgten 28 Jahre freiberufliche Tätigkeit als Publikationsfotograf VdJ /DJV. Als Freier über ausreichend finanzielle Mittel wie Zeit verfügend, begann ich mich für die literarische Schreiberei zu begeistern. Vorwiegend Prosatexte, später Entwürfe für Theaterstücke sowie Filmfragmente. 2004 Pleite, Berufsaufgabe. Ein irre tiefes Loch, Frustration pur, monatelang. Ähnlich wie schon während der Zeit meines Ausreiseantrages (zurückgezogen aus Feigheit vor der eigenen Courage) wurde die Schreiberei zum Rettungsanker, verhinderte den totalen Absturz. In einer Art Wutschreiberei, Tag für Tag bis zu 16 Stunden, Schlag auf Schlag ent¬standen drei Krimis. Ruhiger geworden, die neue bescheidene Situation halbwegs akzeptierend, folgten mehrere Theaterstücke. Danach wieder Krimis. Sieben befanden bzw. befinden sich auf Verlagstour. Keinem war bislang das Glück beschieden, von einem Verleger mit Interesse oder gar Begeisterung wahrgenommen zu werden.“
Zum Abschluss der Autorentage findet am Sonntag, dem 15. April im Grillo-Theater die Deutsche Erstaufführung von Tamsin Oglesbys Stück „Richtig alt, so 45“ statt.
Die Autorentage „Stück auf!“ werden gefördert von der Kulturstiftung Essen und entstehen in Kooperation mit der Bühnenbildklasse der Kunstakademie Düsseldorf unter der Leitung von Prof. Johannes Schütz sowie der Folkwang Universität der Künste.
In der kommenden Spielzeit finden die Autorentage „Stück auf!“ vom 5. - 7. April 2013 am Schauspiel Essen statt. Unter dem Motto „Schöne neue Welt“ können ab sofort Stücke eingereicht werden. Einsendeschluss ist der 1. September 2012.
Mehr Infos und Teilnahmemodalitäten unter www.schauspiel-essen.de/stueck-auf/