„Über die Mauer“ ist die spielerische Auseinandersetzung Wassily Kandinskys mit seiner Theorie des Gesamtkunstwerks, mit der er sich seit 1908 beschäftigte. Zu der Zeit hatte er Bekanntschaft mit seinen Landsleuten, dem Komponisten Thomas von Hartmann und dem Tänzer Alexander Sacharoff gemacht. Gemeinsam begannen sie an Projekten für das Theater zu arbeiten und dabei Malerei, Musik und Tanz miteinander zu verknüpfen.
In „Über die Mauer“, 1913 in München verfasst, erweiterte Kandinsky seine Überlegungen um eine für das Gelingen des Gesamtkunstwerks wichtige Komponente: den Betrachter, den Zuhörer. In Form eines ebenso humorvollen wie nachdenklich machenden und über die Kunst hinausgehenden, fiktiven Dialogs zwischen Künstler und Rezipienten fordert er Letzteren zu genauem Hinhören und Hinsehen auf, dazu, offen, empathisch und neugierig zu sein, Grenzen zu sprengen, die ‚Seele‘ aus den sie umgebenden Mauern zu befreien. Dabei ist Kandinsky ganz nebenbei eine wunderbare, kleine Hommage an die Abstrakte Malerei gelungen.
Arila Siegert, Regisseurin und Choreografin, reizt immer wieder das Erkunden und Umsetzen der Farb- und Klangwelt Kandinskys wie auch das von ihm verlangte gleichberechtigte Zusammenspiel der verschiedenen Künste. „Über die Mauer“ ist für die Akademie der Künste Berlin nach „Der gelbe Klang“ (1993, Anhaltisches Theater Dessau) und „Violett“ (anlässlich des 100. Jubiläums des Bauhauses 2019, ebenda) ihre dritte Inszenierung einer seiner Bühnenkompositionen.
Gruppe Violett
Künstlerische Leitung Arila Siegert
Komposition und Live-Musik Ali N. Askin
Ausstattung Marie-Luise Strandt
Live-Malerei Helge Leiberg
Licht Siegfried Paul
Dramaturgie Carola Cohen-Friedlaender
Mit Kerstin Schweers, Jörg Thieme, Isabel Wamig
Eine Koproduktion der Akademie der Künste, Berlin mit dem Anhaltischen Theater Dessau und der Stiftung Bauhaus Dessau.
Nächste Vorstellung 02.12.2022, 20 Uhr