Zwei Wochen später: Was aus Johns Sicht ein zwar nicht regelkonformes aber gut gemeintes Hilfsangebot war, sieht aus Carols Sicht ganz anders aus. Johns Verhalten wertet sie als paternalistisch, das Angebot, zur Nachhilfe zu ihm zu kommen, als Annäherungsversuch und den Arm um ihre Schultern als sexuelle Belästigung. Sie hat Johns «Übergriff» öffentlich gemacht und John steht kurz davor, Karriere und Haus zu verlieren. Er bearbeitet Carol, die Anzeige fallen zu lassen. Sie geraten in Streit und als sie das Büro verlassen will, hält er sie mit Gewalt davon ab.
Vom richtigen Gebrauch der Worte
Wie immer bei David Mamet hängt alles am richtigen Gebrauch der Worte. Was hat John wirklich gesagt beim ersten Gespräch? Ab wann wussten beide, dass die Situation auf ein Machtspiel hinausläuft? Wie unterschiedlich ist die Wahrnehmung zweier Menschen von ein und demselben Ereignis?
Das 1992 uraufgeführte Stück, das auf einem wahren Fall basiert, ist gerade von einer offensichtlichen Aktualität. Der Titel ist von einem Lied inspiriert, das um 1850 als Hymne einer Kommune in Pennsylvania galt, in der alle gleichberechtigt leben sollten. Der Plan scheiterte am Egoismus der Bewohner.
Theater als Ort der Auseinandersetzung
Für Regisseurin Magz Barrawasser ist es ein ambivalentes Stück, bei dem man nie abschließend sagen kann, wer Opfer und wer Täter ist. Es gibt weder eine Botschaft noch eine Moral, aber es werden Fragen gestellt, die über das Stück hinausweisen und Theater als Ort der Auseinandersetzung kenntlich machen.
OLEANNA – EIN MACHTSPIEL
von David Mamet
Inszenierung & Kostüme: Magz Barrawasser
Dramaturgie: Peter Hilton Fliegel
Carol: Juliane Schwabe
John: Kay Krause
Weitere Termine in dieser Spielzeit:
06.06.2019 / 08.06.2019 / 14.06.2019 / 21.06.2019, jeweils um 19:30 Uhr
Wiederaufnahme:
12.09.2019, 19:30 Uhr