Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Städtische Theater Chemnitz: "König Lear" von William ShakespeareStädtische Theater Chemnitz: "König Lear" von William ShakespeareStädtische Theater...

Städtische Theater Chemnitz: "König Lear" von William Shakespeare

Premiere: 18. Juni 2011, 19.30 Uhr im Schauspielhaus. -----

 

König Lear hat eine Utopie: Frieden für sein Reich – und ein Alter ohne die Lasten der Entscheidung. Er will die Macht abgeben und alle Konkurrenzen beenden, indem er sein Reich an seine drei Töchter verteilt.

 

Einmal noch genießt er dabei die Fülle seiner Macht – doch Cordelia, seine jüngste und geliebteste Tochter, stellt sich nun gegen ihn, sie kann den Wettbewerb der Heuchler am Hof nicht länger ertragen. Daraufhin wird Cordelia von Lear enterbt – und der langjährige Getreue Kent, der dagegen protestiert, sofort verbannt.

Doch Lears Plan, nun abwechselnd bei seinen anderen beiden Töchter Goneril und Regan zu leben, wird von ihnen nicht geduldet. Sie demütigen und verjagen ihn. In Fetzen irrt der alte Lear über die weiten Felder Britanniens, die einst sein Königreich waren. Er steht vor den Trümmern seines Lebens.

 

Diesen Handlungsstrang begleitet parallel eine Geschichte, die ebenfalls vom Verrat zwischen Eltern und Kindern erzählt: Lears Getreuer Gloster gerät in eine Intrige, die sein unehelicher Sohn Edmund anstiftet, um an die Position seines Halbbruders Edgar zu gelangen. Edmunds Plan gelingt: Edgar muss fliehen – als nackter Bettler streift er durchs Land, bis er schließlich seinem Vater begegnet. Der allerdings kann ihn nicht mehr erkennen – Gloster wurde geblendet, von Regan, Goneril und ihren Getreuen, die in dem machtversessenen Edmund ein ideales Werkzeug ihrer Pläne erkennen.

 

Eine Sonnenfinsternis liegt über dem Stückgeschehen, wie die Figuren immer wieder feststellen, und wenn der Mond scheint, dann zeigt er Mördern den Weg: Die Natur hat sich verkehrt in Shakespeares „König Lear“. Geschwister verraten sich, Eltern ihre Kinder, Kinder ihre Eltern. Figuren der Extreme bevölkern dieses Stück, die für ihre Ziele zu allem bereit sind.

 

Konsequent wie selten verdichtete Shakespeare die großen Themen von Liebe und Hass, Treue und Verrat zu einem seiner dunkelsten und elementarsten Stücke – und fand dabei Bilder, Figuren und Situationen, die für alle Zeit unter die Haut gehen.

 

Schauspieldirektor Enrico Lübbe wird diesen alten, doch stets aktuellen und zentralen Text erzählen im vollen Vertrauen auf die Kraft des Theaters: Auf einem schlichten Holzspielfeld stehen die Schauspieler, fast das gesamte Ensemble, und Shakespeares Geschichte, in der direkten und unmittelbaren Übersetzung von Werner Buhss, im Mittelpunkt. Unterstützt werden sie von einem der besten Theatermusiker des deutschsprachigen Raumes – Bert Wrede, der nach „Glaube Liebe Hoffnung“ erneut für eine Arbeit in Chemnitz gewonnen werden konnte.

 

Regie: Enrico Lübbe

Bühne und Kostüme: Michaela Barth

Musik: Bert Wrede

 

Es spielen: Bernd-Michael Baier (Lear, König von Britannien), Dirk Lange (Kent), Tilo Krügel (Gloster), Wenzel Banneyer (Edmund), Constantin Lücke (Edgar), Ulrike Euen (Goneril), Daniela Keckeis (Regan), Caroline Junghanns (Cordelia), Urs Rechn (Herzog von Cornwall), Michael Pempelforth (Herzog von Albany), Guido Schikore (Oswald), Karl Sebastian Liebich (König von Frankreich), Bernhard Conrad (Herzog von Burgund)

 

 

 

 

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 15 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

Großstadtklänge --- „Surrogate Cities“ von Demis Volpi in der deutschen Oper am Rhein

Auf der leeren Bühne finden sich nach und nach das Orchester, die Tänzer und Tänzerinnen ein. Die Solo Posaune setzt ein und der Zuschauer wird in den Trubel der Straßen einer Großstadt versetzt. Zum…

Von: von Dagmar Kurtz

RÄTSEL UM ERLÖSUNG --- Wiederaufnahme von Richard Wagners "Götterdämmerung" in der Staatsoper STUTTGART

Die verdorrte Weltesche spielt bei Marco Stormans Inszenierung der "Götterdämmerung" von Richard Wagner eine große Rolle. Gleich zu Beginn zerfällt die Wahrheit in seltsame Visionen, der Blick der…

Von: ALEXANDER WALTHER

NICHT AUF DEN LITURGISCHEN BEREICH BESCHRÄNKT --- Bruckners e-Moll-Messe und Motetten bei BR Klassik

Anders als die frühe d-Moll-Messe blieb die 1866 in Linz komponierte e-Moll-Messe nicht auf den liturgischen Bereich beschränkt. Die alten Kirchentonarten stehen bei der Messe in e-Moll von Anton…

Von: ALEXANDER WALTHER

GLUT UND FEUER -- Jubiläumskonzert 40 Jahre Kammersinfonie im Kronenzentrum BIETIGHEIM-BISSINGEN

1984 wurde dieser für die Region so bedeutende Klangkörper von Peter Wallinger gegründet. Unter der inspirierenden Leitung von Peter Wallinger (der unter anderem bei Sergiu Celibidache studierte)…

Von: ALEXANDER WALTHER

EINE FAST HYPNOTISCHE STIMMUNG -- Gastspiel "Familie" von Milo Rau mit dem NT Gent im Schauspielhaus STUTTGART

Dieses Stück erzielte bei Kritikern zum einen große Zustimmung, zum anderen schroffe Ablehnung. Vor allem die nihilistischen Tendenzen wurden getadelt. Der Schweizer Milo Rau hat hier das beklemmende…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑