Der Tod fühlt sich jedoch gegen sei-nen Willen vom Kaiser vereinnahmt und verweigert die Kollaboration mit ihm. Stattdessen tritt er in den Streik, was zur Folge hat, dass von nun an überhaupt niemand mehr stirbt. Das Land versinkt im Chaos, die kaiserliche Herrschaftsordnung bricht zusammen. In seiner Ohnmacht fleht Overall schließlich den Tod an, seine Arbeit wieder aufzunehmen. Dieser schlägt dem Kaiser einen Handel vor: Er ist bereit zu den Menschen zurückzukehren, stellt aber die Bedingung, dass Overall sein erstes Opfer sein soll.
Viktor Ullmann wurde 1942 ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, wo er mehr als zwanzig Opern – darunter auch „Der Kaiser von Atlantis" – für die von der SS ins Leben gerufenen „kulturellen Vorzeigeprojekte" schrieb. Im Herbst 1944, bevor „Der Kaiser von Atlantis" zur geplanten Uraufführung im Lager gelangte, wurden Viktor Ullmann, sein Librettist Peter Kien und ein großer Teil des Theresienstädter Ensembles nach Auschwitz deportiert.
Mit „Der Kaiser von Atlantis" ist ein Zeitdokument überliefert, das die Greueltaten der Nationalsozialisten auf so scharfe und zugleich unpathetische Weise karikiert, dass es bis heute ins Mark trifft. Für den jüdischen Komponisten Viktor Ullmann (1898-1944) war das sagenhafte Atlantis weit mehr als nur eine Legende. In seiner Oper „Der Kaiser von Atlantis oder Die Tod-Verweigerung", die er 1943 im KZ Theresienstadt schuf, wird Atlantis zur Metapher für Nazi-Deutschland.
Ein Projekt des Theater-Jugendorchesters
Eine Kooperation der Städtischen Bühnen Münster mit der Westfälischen Schule für Musik und dem Sinfonieorchester Münster
Das „Theater-Jugendorchester-Projekt“ besteht 2010 bereits seit zehn Jahren. Die Reihe begann im Oktober 2000 mit dem Kurt Weill-Abend "also wolves have heartattacks". In der Folgezeit standen Werke wie Bernsteins "Trouble in Tahiti", Hindemiths Sketch „Hin und zurück", Spolianskys Kabarettoper „Rufen Sie Herrn Plim!", Menottis Thriller „Das Medium", Haydns Oper „Il mondo della luna", ein französischer Opernabend mit „Die verlassene Ariadne" und „Der arme Matrose" von Darius Milhaud sowie „Des Messers Tränen" von Bohuslav Martinu, ein Doppelabend mit Ernst Kreneks „Der Diktator" und Viktor Ullmanns „Der zerbrochene Krug", Richard Strauss' Oper „Des Esels Schatten" sowie Gounods „Der Arzt wider Willen" auf dem Programm.
Unter Anleitung von Orchestermusikern des Sinfonieorchesters Münster können begabte junge Instrumentalistinnen und Instrumentalisten unter professionellen Bedingungen an einer Produktion mitwirken. Diese "Theaterführung mit Auftrittspflicht" wird zu einem spannenden Experiment: Der Blick hinter die Kulissen und auf den magischen Ort Bühne verbindet sich mit konzentrierter und sorgfältiger Arbeit, die zum Gelingen einer Produktion führt.
Der Kaiser von Atlantis oder Die Tod-Verweigerung
Kammeroper von Viktor Ullmann
Spiel in einem Akt (1943)
Text von Peter Kein
Musikalische Leitung: Peter Meiser
Regie: Markus Kopf
Ausstattung: Manfred Kaderk
Dramaturgie: Wilfried Harlandt
Mitwirkende:
Rafael Bruck (Overall, Kaiser), Donald Rutherford (Der Lautsprecher), Till Schulze (Der Tod), Tadahiro Masujima (Harlekin), Johannes Gaubitz (Ein Soldat), Melanie Spittau (Bubikopf), Suzanne McLeod (Trommler) Theaterjugendorchester