Dabei wird im christlichen Selbst-bewusstein und in der kollektiven Bindung an die Kirche etwas Archaisches ausgemacht: ein Hang zum Aberglauben, eine Faszination am Dämonischen im unentschiedenen Konflikt von Gut und Böse. Diese Nachtseite der bürgerlichen Ordnung, im Werk effektvoll als „Wolf-schlucht“ ins Bild gebracht, bedeutet ideengeschichtlich nichts Geringeres als die Entde-ckung des Unbewussten. Carl Maria von Weber ist im Freischütz also einer der ersten Psy-chologen des Musiktheaters.
Eine Oper voller Jägerromantik, Schützenfestfröhlichkeit, bürgerlicher (Schein)-Idylle, Jung-fernkranz-Unschuld, aber auch über die Gegenseite des taghellen Lebens, denn schließlich betritt mit Samiel, einer höllische Ausgeburt des romantisch-deutschen Schauermärchens, der Teufel selber die Bühne. Mit Hilfe Samiels dämonischem Segen soll Max die Freikugeln gießen, die ihm mit geradezu tödlicher Sicherheit die Erbförsterstochter Agathe als Ehefrau und Siegestrophäe zuspielen sollen. Die Bürgerwelt in kruder Nachkriegszeit steht aber noch unter dämonischem Bann. Noch stehen die Menschen unter dem Schock von Zerstörung, Kampf und Verwüstung, aber auch Hoffnung auf eine glückliche Zukunft, denn schließlich soll es am Ende der Oper eine Hochzeit geben.
Regie Dietrich Hilsdorf
Musikalische Leitung Marc Piollet
Bühne Dieter Richter
Kostüme Renate Schmitzer
Chorleitung Christof Hilmer
Dramaturgie Bodo Busse
Mit: Martin Homrich (Max), Thomas Jesatko (Kaspar), Christoph Stephinger (Ein Eremit), Zygmunt Apostol (Samiel), Astrid Weber / Sharon Kempton (Agathe), Emma Pearson (Ännchen), Brett Carter (Kilian), Thomas de Vries (Ottokar), Axel Wagner (Kuno)
Hessisches Staatsorchester Wiesbaden / Chor des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden
Weitere Termine: Mi 30.1., Fr 8.2., Di 12.2., Do 14.2., Fr 22.2., Di 26.2.,
jeweils um 19.30 Uhr, Großes Haus