Jetzt trauert Lear um Cordelia; jetzt, wo sein ganzes Leben hinter ihm liegt, gewährt er uns einen intimen Blick auf seine Leidenszustände. Seine noch in alter Herrschermanier gestellte Frage hatte nämlich eine Kette dramatischer Ereignisse ausgelöst und mit ihnen unermessliche Grausamkeit: Cordelia wurde erwürgt, Goneril hat Regan vergiftet und sich anschließend selbst umgebracht, Graf Gloster wurden die Augen ausgestochen und seine beiden Söhne lieferten sich einen Zweikampf, in dem der Intrigant Edmund zu Tode kam.
Aribert Reimanns 1978 uraufgeführte Oper erzählt von menschlichen Tragödien. Um das sinnlich erfahrbar zu machen, erzeugt der Komponist eine musikalisch düstere Atmosphäre, indem er unter anderem die traditionell spätromantische Streicherbesetzung um ein großes Schlaginstrumentarium erweitert und die Figuren durch außergewöhnlich virtuose Stimmführung charakterisiert. Regisseur Paul Esterhazy rollt das Königsdrama von seinem Ende her auf: Jetzt, im Angesicht des Todes, hält Lear Rückschau auf sein Leben.
Text von Claus H. Henneberg nach William Shakespeare
Musikalische Leitung: Patrik Ringborg, Inszenierung: Paul Esterhazy, Bühne: Mathis Neidhardt, Kostüme: Pia Janssen, Choreinstudierung: Marco Zeiser Celesti, Video: impulskontrolle
Mit Espen Fegran (König Lear), Mario Klein (König von Frankreich), Geani Brad (Herzog von Albany), János Ocsovai (Herzog von Cornwall), Johannes An (Graf von Kent), Krzysztof Borysiewicz (Graf von Gloster), Michael Hofmeister (als Gast: Edgar, Sohn Glosters), Rainer Maria Röhr (als Gast: Edmund, Bastard Glosters), Lona Culmer-Schellbach (Goneril), Ruth-Maria Nicolay (als Gast: Regan), Caroline Stein (als Gast: Cordelia) u.a.m.