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Staatstheater Karlsruhe: "Der Tod in Venedig (Death in Venice)" von Benjamin Britten

Premiere: Samstag, 28. März 2009, 19.30 Uhr | Opernhaus

 

Benjamin Britten, der neben Henry Purcell, als die bedeutendste Persönlichkeit der englischen Musikgeschichte gilt, und seine Librettistin Myfanwy Piper haben aus Thomas Manns literarischer Vorlage eine kongeniale Oper gemacht.

 

„Death in Venice“, uraufgeführt am 16. Juni 1973 in Snape (Suffolk) bei Aldeburgh, war Brittens letzte Oper vor seinem Tod im Jahre 1976. Erzählt wird die Geschichte eines Künstlerschicksals, das an der Spannung zwischen dem Willen zu formvollendeter, geistig-maßvoller, makelloser Schönheit im Werk und einer heftigen, fieberhaften, dabei jedoch stets schuldbewussten Leidenschaft zerbricht: Gustav von Aschenbach, der „Dichter mancher Meisterwerke“, hat sein Leben ganz und gar auf Leistung gestellt. Einsam, ausgeschlossen vom Glück, hart arbeitend, erreicht er Ruhm und Größe, doch ist er voller Misstrauen in das Leben selbst. Dann tritt ein liebreizender Knabe, der polnische Tadzio, in sein Leben, den Aschenbach während seines Urlaubes am Lido von Venedig kennen lernt, und er erliegt der vollkommenen Schönheit dieses Jünglings. Zunächst deutet Aschenbach seine Faszination als ästhetisches Kennertum, als rein platonische Kunstauffassung, die eine lebendige Sinnlichkeit verleugnet. Doch Tag um Tag verfällt der Alternde dem Anblick des Knaben mehr. Um zu gefallen, lässt er sich die Haare färben und sich schminken, und wird damit auf die entwürdigende Stufe eines geckenhaften Greises zurückgeworfen. Schlussendlich stirbt Aschenbach an der in Venedig grassierenden Cholera: Ein letztes Mal beobachtet er Tadzio am Strand und bemerkt, wie dieser ihm zuwinkt, wie er – immer weiter ins Meer hineingehend – ihm voranschwebt ins „Verheißungsvoll-Ungeheure“…

 

„Der Tod in Venedig“ beschreibt das Scheitern einer asketischen, ausschließlich auf Leistung gestellten Lebensführung ohne Halt im Zwischenmenschlichen. Eine Öffnung zur „farbigen“ Welt aber ist nur möglich, wenn Geist und Körper sowie alle psychischen Kräfte in einem ausbalancierten Verhältnis zueinander stehen. „Erkenne dich selbst“ – so suggeriert die Erzählung – ist der Schlüssel zur Vereinigung von scheinbar ambivalenten Eigenschaften.

 

Brittens höchst suggestive Musik „stellt keine bloße Begleitung oder Illustration des Textes dar, sondern eine neue Dimension, die die Worte aufleuchten und manchmal sogar überflüssig werden lässt. - Musikdramaturgie im echtesten Sinne des Wortes." (J. Sutcliff) Zentral für Britten war die unüberbrückbare Distanz zwischen Gustav von Aschenbach und Tadzio, die sowohl szenisch wie auch musikalisch eindringlich beschrieben wird. Der polnische Junge, seine Familie und seine Freunde werden im Gegensatz zu allen anderen Personen von Tänzern und nicht von Sängern dargestellt. Damit wird die „andere“, die Körper betonte Welt des Tanzes, der Geist dominierten Welt Aschenbachs entgegengestellt. In der Karlsruher Produktion von „Der Tod in Venedig“ werden zum ersten Mal Mitglieder des Ballettensembles am Staatstheater Karlsruhe (Direktion: Prof. Birgit Keil) in der Choreographie von Nick Hobbs mit dem Opernensemble zusammen arbeiten.

 

In englischer Sprache mit deutschen Übertiteln

 

Musikalische Leitung: Jochem Hochstenbach | Inszenierung: Georg Köhl | Bühne und Kostüme: Florian Etti | Choreografie: Nick Hobbs | Einstudierung des Chors: Carl-Robert Helg / Myoung-Uh Ryu

 

Mit: Bernhard Berchtold (Gustav von Aschenbach), Richard Salter (Der Reisende, der ältliche Geck, der alte Gondoliere, der Hotelmanager, der Friseur, der Führer der Straßensänger, die Stimme Dionysos), Matthias Lucht (Die Stimme des Apollos), Andreas Heideker (Hotelportier), Lukas Schmid / Luiz Molz (Hotelkellner, Priester, Bootsmann, Restaurantkellner), Özgecan Gencer (Zweitungsverkäuferin), Jung-Heyk Cho (Straßensänger), Clara Lim (Straßensängerin / Spitzenverkäuferin), Ks. Tiny Peters (Erdbeerverkäuferin), Simon Schnorr (Fremdenführer, Clerk im Reisebüro, Schiffs-Steward), Sigrun Maria Bornträger (Bettlerin), Mehmet Utku Kuzuluk (Glasbläser)

 

Chor-Soli: Kerstin Gorny (Französisches Mädchen), Cecilia Tempesta (Französische Mutter), Susanne Schellin (Deutsche Mutter), Alexander Huck (Deutscher Vater), Arno Deparade und Hans-Hermann Bauer (Zwei Amerikaner), Miroslav Belamaric (Polnischer Vater), Andrea Huber (Dänische Frau), Ilka Kern (Englische Frau), Katarzyna Kempa (Russisches Kindermädchen), Elena Korenzwit (Russische Mutter), Lásló Hegedüs (Russischer Vater), Peter Herrmann (1. Gondoliere), Markku Tervo (2. Gondoliere), Marian Szkwarkowski (3. Gondoliere)

 

Ballettensemble: Bram Koch (Tadzio), Arman Aslizadyan (Aschenbach 2), Vlastimil Lejsek (Jaschiu, Tadzios Freund), Jason Maison, Reginaldo Oliveira, Maxim Ponomarev, Ronaldo dos Santos, Andrey Shatalin, Zhi Le Xu (6 Jungen), Hélène Dion (Tadzios Mutter), N.N. (2 Schwestern Tadzios), N.N. (Gouvernante)

 

Badischer Staatsopernchor, Badische Staatskapelle

Mitglieder des Ballettensembles, Studierende der Akademie des Tanzes Mannheim

 

 

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