Den Beginn des Abends und damit den Auftakt zu Henry Purcells „Dido und Aeneas“ markiert eine musikalische Rarität: Der erste Akt von „Didon“ von Henry Demarest, eine französische Fassung der Dido-Sage, die 1693 in unmittelbarer zeitlicher Nähe zu Purcells Werk uraufgeführt wurde. Obwohl man „Didon“ zuerst in Frankreich und später auch in Deutschland nachspielte, ist es in Vergessenheit geraten und wird in Kiel, verbunden mit Purcells „Dido“, seine Wiederentdeckung erleben!
Die Handlung der kombinierten „Dido“-Versionen lässt sich in der Kieler Neuinszenierung nahtlos miteinander verknüpfen: Dido, mächtigste Frau des arabischen Karthago, wartet auf Aeneas, den ranghohen Offizier aus Europa. In ihrer Vorstellung ist er noch immer der zärtliche Bräutigam, doch der Krieg hat ihn hart gemacht. Sein Marschbefehl gebietet ihm, sich nicht in Karthago aufhalten zu lassen, sondern in Richtung Italien weiterzuziehen. Didos Feinde machen sich Aeneas’ Auftrag zunutze und beginnen die verlassene und verzweifelte Herrscherin zu zerstören ...
Der Mythos von Dido und Aeneas erzählt die Geschichte einer gescheiterten Utopie. Denn in einer geglückten Liebe zwischen Dido und Aeneas könnten sich morgen- und abendländische Kultur miteinander versöhnen. Schon bei Vergil, aus dessen Epos „Aeneis“ die Dido-Episode entnommen ist, kommt es nicht zu einer glücklichen Verbindung dieser beiden mächtigen Menschen, sondern zur Unterwerfung der Frau. Es siegt nicht die Liebe, sondern der Krieg.
Musikalische Leitung: Reinhard Goebel / Simon Rekers
Regie/Choreografie: Thilo Reinhardt und Mario Schröder
Bühnenbild: Paul Zoller
Kostüme: Paul Zoller / Bianca Deigner
Mit: dem Ballett Kiel; Sen Akzeybek, Johannes An, Ellen Dorn, Marina Fideli, Kristina Fehrs, Eva Krautwig, Wiebke Lehmkuhl, Merja Mäkelä, Heike Wittlieb / Lesia Mackowycz