Ein Mann spannt seinem Sohn die Verlobte aus. Das soll vorkommen, nur handelt es sich hier um König Filippo II und seinen Sohn Don Carlo. Elisabetta geht die Ehe mit Filippo nicht ganz freiwillig, sondern nur aus Staatsräson ein. Und schon ist das Verhältnis der Drei von Missgunst, Eifersucht und Misstrauen geprägt. Dazu kommen politische Verwicklungen mit Krieg und Rebellion. Und die Kirche versucht ihren Machtanspruch mit Hilfe der Inquisition aufrecht zu erhalten. Verdis Oper "Don Carlo" bietet genügend Stoff für eine spannende Geschichte: Liebe und Politik, Staat und Kirche, Rebellion und Autodafé, Macht und Ohnmacht, Freundschaft, Intrige und Verrat. Es ist keine erfreuliche Geschichte, sondern bedrückend und düster, voll überbordender Gefühle. Nur leider merkt man davon in der Inszenierung von Guy Joosten für die Deutsche Oper am Rhein allzu wenig.
Das fängt schon mit der Einheitsbühne an, die sich an den Palazzo dei Diamanti in Ferrara anlehnt und aus großen Quadern besteht. Die pompöse Architektur spiegelt das ungeheure Machtgehabe der Herrschenden wider. Nur wird diese Wirkung aufgehoben, wenn alles in modisch golden, bronzen oder kupfern schimmerndes Licht getaucht wird. Auch die Kostüme scheinen nicht gerade zum Stück zu passen, die Damen kleiden sich in prachtvolle Partygewänder, die ganz und gar nicht der strengen spanischen Hofetikette entsprechen. Die politische Brisanz der Oper wird heruntergespielt. Besonders arg wird das, wenn die flandrischen Deputierten mit Eselsohren bestückt wie Hasen auf die Bühne hoppeln und das Autodafé wie ein Kaminfeuer wirkt. Dafür, dass die Kirche als geheimer Strippenzieher im Hintergrund agieren sollte, sind die Mönche denn doch zu häufig auf der Bühne. Und die Liebe? Leider züngeln auch die Leidenschaften auf Sparflamme. So ist der Zuschauer bald ermüdet.
Guy Joostens Don Carlo wirkt reichlich unentschlossen und daher fühlen sich auch die Sänger und Sängerinnen nicht zu Höchstleistungen berufen. Einzig Adrian Sâmpetrean als König Filippo II und Sami Luttinen als Inquisitor ragten heraus.
Oper in vier Akten nach Friedrich von Schiller
Libretto von Joseph Méry und Camille du Locle / Italienischer Text von Antonio Ghislanzoni
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Dauer: ca. 3 Stunden, eine Pause
Musikalische Leitung: Andriy Yurkevych
Inszenierung: Guy Joosten
Bühne: Alfons Flores
Kostüme: Eva Krämer
Licht: Manfred Voss
Chorleitung: Gerhard Michalski
Dramaturgie: Bernhard F. Loges
Filippo II.: Adrian Sâmpetrean
Don Carlo: Gianluca Terranova
Rodrigo di Posa: Laimonas Pautienius
Il Grande Inquisitore: Sami Luttinen
Elisabetta di Valois: Olesya Golovneva
Eboli: Ramona Zaharia
Tebaldo: Anna Tsartsidze
Un Frate: Torben Jürgens
Il conte di Lerma: Ibrahim Yesilay
Voce dal cielo: Luiza Fatyol
Flandrischer Deputierter: Paul Jadach, Keno Brandt, James Martin, Gereon Grundmann, Justus Seeger, Michael Daub
Chor der Deutschen Oper am Rhein
Extrachor
Düsseldorfer Symphoniker