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Spannungslos

"Don Carlo" von Giuseppe Verdi in der Deutschen Oper am Rhein

Copyright: Hans Jörg Michel

 

Ein Mann spannt seinem Sohn die Verlobte aus. Das soll vorkommen, nur handelt es sich hier um König Filippo II und seinen Sohn Don Carlo. Elisabetta geht die Ehe mit Filippo nicht ganz freiwillig, sondern nur aus Staatsräson ein. Und schon ist das Verhältnis der Drei von Missgunst, Eifersucht und Misstrauen geprägt. Dazu kommen politische Verwicklungen mit Krieg und Rebellion. Und die Kirche versucht ihren Machtanspruch mit Hilfe der Inquisition aufrecht zu erhalten. Verdis Oper "Don Carlo" bietet genügend Stoff für eine spannende Geschichte: Liebe und Politik, Staat und Kirche, Rebellion und Autodafé, Macht und Ohnmacht, Freundschaft, Intrige und Verrat. Es ist keine erfreuliche Geschichte, sondern bedrückend und düster, voll überbordender Gefühle. Nur leider merkt man davon in der Inszenierung von Guy Joosten für die Deutsche Oper am Rhein allzu wenig.

 

Das fängt schon mit der Einheitsbühne an, die sich an den Palazzo dei Diamanti in Ferrara anlehnt und aus großen Quadern besteht. Die pompöse Architektur spiegelt das ungeheure Machtgehabe der Herrschenden wider. Nur wird diese Wirkung aufgehoben, wenn alles in modisch golden, bronzen oder kupfern schimmerndes Licht getaucht wird. Auch die Kostüme scheinen nicht gerade zum Stück zu passen, die Damen kleiden sich in prachtvolle Partygewänder, die ganz und gar nicht der strengen spanischen Hofetikette entsprechen. Die politische Brisanz der Oper wird heruntergespielt. Besonders arg wird das, wenn die flandrischen Deputierten mit Eselsohren bestückt wie Hasen auf die Bühne hoppeln und das Autodafé wie ein Kaminfeuer wirkt. Dafür, dass die Kirche als geheimer Strippenzieher im Hintergrund agieren sollte, sind die Mönche denn doch zu häufig auf der Bühne. Und die Liebe? Leider züngeln auch die Leidenschaften auf Sparflamme. So ist der Zuschauer bald ermüdet.

 

Guy Joostens Don Carlo wirkt reichlich unentschlossen und daher fühlen sich auch die Sänger und Sängerinnen nicht zu Höchstleistungen berufen. Einzig Adrian Sâmpetrean als König Filippo II und Sami Luttinen als Inquisitor ragten heraus.

 

Oper in vier Akten nach Friedrich von Schiller

Libretto von Joseph Méry und Camille du Locle / Italienischer Text von Antonio Ghislanzoni

In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Dauer: ca. 3 Stunden, eine Pause

 

Musikalische Leitung: Andriy Yurkevych

Inszenierung: Guy Joosten

Bühne: Alfons Flores

Kostüme: Eva Krämer

Licht: Manfred Voss

Chorleitung: Gerhard Michalski

Dramaturgie: Bernhard F. Loges

 

Filippo II.: Adrian Sâmpetrean

Don Carlo: Gianluca Terranova

Rodrigo di Posa: Laimonas Pautienius

Il Grande Inquisitore: Sami Luttinen

Elisabetta di Valois: Olesya Golovneva

Eboli: Ramona Zaharia

Tebaldo: Anna Tsartsidze

Un Frate: Torben Jürgens

Il conte di Lerma: Ibrahim Yesilay

Voce dal cielo: Luiza Fatyol

Flandrischer Deputierter: Paul Jadach, Keno Brandt, James Martin, Gereon Grundmann, Justus Seeger, Michael Daub

Chor der Deutschen Oper am Rhein

Extrachor

Düsseldorfer Symphoniker

 

Premiere Sa 13.02.2016 um 19.30 Uhr im Opernhaus Düsseldorf

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