Seine Oper Simplicius Simplicissimus nach dem Roman von Jakob Christoffel von Grimmelshausen, welcher aus dem hessischen Gelnhausen stammt, ist wohl das nachdrücklichste Zeugnis dieses Widerstandes. In dem 1669 erschienenen Text verarbeitet Grimmelshausen das deutsche Trauma des Dreißigjährigen Krieges. Die grausamen Ereignisse dieser Zeit werden aus der Perspektive eines naiven Kindes geschildert.
Nach den Erfahrungen des Ersten Weltkrieges und in Vorahnung der kommenden Ereignisse entdeckte Hartmann 1934/35 die Aktualität des Stoffes für eine künstlerische Stellungnahme. Erst nach dem Krieg fand die Uraufführung statt, 1948 konzertant in München und 1949 szenisch in Köln. In Frankfurt wurde die Oper zuletzt 1970 in einer Produktion von Wilfried Bauernfeind unter der musikalischen Leitung von Gerhard Geist gespielt. Fast vierzig Jahre danach wird das Werk nun wieder in Frankfurt gezeigt.
Zum Inhalt: Inmitten des Dreißigjährigen Krieges gewährt ein gläubiger Einsiedler einem jungen Schafhirten Zuflucht vor den marodierenden Truppen der Landsknechte. Von dem Alten erhält das Kind auch seinen Namen Simplicius Simplicissimus sowie eine an den menschlichen Grundwerten orientierte Erziehung. Nach dem Tod des Einsiedlers wird der Junge aufgegriffen und dem Gouverneur als „Rest vom Heiligen Römischen Reich“ vorgeführt. Da er – wie der Einsiedler es ihm beigebracht hat – immer die Wahrheit sagt, gibt man ihn als unterhaltsamen Hofnarren der Lächerlichkeit preis. Als die unterdrückten Bauern den Saal stürmen, überlebt einzig Simplicius.
Die Produktion, welche 2004 an der Staatsoper Stuttgart entstanden ist – ein Rezensent sprach von einer „der beachtlichsten Inszenierungen der vergangenen Jahre“ – wird nun an die Oper Frankfurt übernommen und stammt von Christof Nel. Der Regisseur, der am Main mit Inszenierungen von Wagners Meistersinger (1993), Tristan und Isolde (2003) und Parsifal (2006) sowie Strauss’ Frau ohne Schatten (2003) erfolgreich war, legte kürzlich seine Sicht auf Verdis Aida an der Bayerischen Staatsoper in München vor. Die musikalische Leitung liegt bei Kapellmeister Erik Nielsen, zu dessen jüngsten Frankfurter Erfolgen Peter Eötvös’ Angels in America im Bockenheimer Depot zählt. Die Besetzung stammt überwiegend aus dem Ensemble der Oper Frankfurt, angeführt von Claudia Mahnke in der Titelpartie und Frank van Aken als Einsiedel. Beide Künstler waren auch bereits in Stuttgart besetzt. Marcia Haydée, eine der bedeutendsten Tänzerinnen unserer Zeit, ist zudem in einer Sprechrolle zu erleben.
SIMPLICIUS SIMPLICISSIMUS
Drei Szenen aus seiner Jugend von Karl Amadeus Hartmann
Text von Hermann Karl Scherchen, Wolfgang Petzet und Karl Amadeus Hartmann
nach dem Roman Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch (1669)
von Jakob Christoffel von Grimmelshausen
In deutscher Sprache mit Übertiteln
Musikalische Leitung: Erik Nielsen
Inszenierung: Christof Nel
Bühnenbild: Karl Kneidl
Kostüme: Silke Willrett
Dramaturgie: Klaus Zehelein / Jens Schroth
Chor: Matthias Köhler
Simplicius Simplicissimus: Claudia Mahnke
Einsiedel: Frank van Aken
Gouverneur: Hans-Jürgen Lazar
Landsknecht: Dietrich Volle
Hauptmann: Florian Plock
Bauer: Magnus Baldvinsson
Dame: Marcia Haydée
u.a.
Chor und Statisterie der Oper Frankfurt; Frankfurter Opern- und Museumsorchester
Mit freundlicher Unterstützung des Frankfurter Patronatsvereins – Sektion Oper
Weitere Vorstellungen: 10., 13., 17., 25., 27. September 2009
Falls nicht anders angegeben, beginnen diese Vorstellungen um 19.30 Uhr
Preise: € 12 bis 130 zzgl. 12,5% Vorverkaufsgebühr (außer an der Vorverkaufs- und Abendkasse der Oper Frankfurt)
Karten sind bei den bekannten Vorverkaufsstellen, per Ticket-Hotline 069 – 13 40 400 oder online unter www.oper-frankfurt.de erhältlich. Bei Buchung von Vorstellungen bis 4 Wochen vor dem Aufführungstermin gibt es einen Frühbucherrabatt von 10% auf die oben angegebenen Preise, die Premiere ausgenommen