Ein Stück über Aneignung und Verdrängung des Fremden, über kulturelle Selbstgefälligkeit und konservierte Feindbilder und die Suche nach individueller und nationaler Identität. Anlässlich der türkischen EU-Beitrittsverhandlungen und 60 Jahre österreichische Republik.
Regisseur Martin Gruber führt sechzehn türkische KellnerInnen, eine österreichische Blasmusikkapelle, einen deutschen Gourmet, einen türkischen Gastronomen, seine österreichische Frau und einen österreichischen Tourismusbeauftragten zu einem einzigartigen Projekt zusammen: „Schlachtfest“. Die Thematik polemischer und friedlicher Kulturbegegnungen in Zeiten globalisierter Migration und neoliberaler Ausbeutung beschäftigt das aktionstheater ensemble seit längerem. Die Freund-Feind-Schemata und die Imagination eines gemeinsamen Gegners haben in Europa über Jahrhunderte den Prozess der kollektiven Identitätsbildung bis hin zum Nationalstaat vorangetrieben. Ein letztes Mal so scheint es stehen im globalisierten 21. Jahrhundert die Requisiten, Reliquien und Symbole einer national geprägten Gemeinschaftserinnerung auf dem Prüfstand und so führt Grubers „Schlachtfest“ in die Schlünde eines neoliberal aufgewerteten Chauvinismus.