Komisches mischt sich mit Sentimentalem, Trauriges mit Hoffnungsvollem, Gegenwart mit Vergangenheit. Am Ende feiern Josef und Maria inmitten der Luxuswelt des Konsumtempels ein spontanes „Fest der Liebe“ und schenken einander, was ihnen die Mitwelt versagt: Aufmerksamkeit, Mitgefühl, Achtung.
Soziolog*innen definieren heute ein viertes Lebensalter, das etwa mit dem Pensionsantritt beginnt und bis zum Beginn des sogenannten „hohen Greisenalters“ mit Mitte 80 noch zwei schöne Jahrzehnte beschert. Auch die Wirtschaft sieht in den fitten „best agers“ inzwischen ein kaufkräftiges Klientel, das auf Kreuzfahrten den Lebensabend genießt, lebenslanges Lernen praktiziert oder auf E-Bikes durch die Alpen brettert. Doch diese privilegierte Schicht ist so groß nicht. Trend- und Zukunftsforscher*innen prognostizieren nämlich zugleich, dass bereits 2030 ein Drittel der europäischen Bevölkerung unter Armut und schwerwiegender Einsamkeit leiden wird. Alte Menschen, von denen es immer mehr geben wird, sind besonders gefährdet.
Peter Turrinis Stück wurde vor bald 40 Jahren in Wien uraufgeführt, vor 20 Jahren vom Autor überarbeitet, es ist in mehr als 20 Sprachen übersetzt und weltweit aufgeführt worden. „Josef und Maria“ spielt am 24. Dezember 1991, also zu einem Zeitpunkt, als Francis Fukuyama nach dem Zusammenbruch des Ostblocks das „Ende der Geschichte“ ausrief, das aus heutiger Sicht nicht eintrat. Inzwischen ist der Klassiker auch ein prophetischer Blick in eine verstörende Zukunft, in der immer mehr ältere Menschen prekär leben und einsamer sein werden – vor der Kulisse eines Kaufhauses, das wie nichts anderes die Perversion des kapitalistischen Konsumdiktats versinnbildlicht, unter dem unsere Welt derzeit ächzt.
Peter Turrini wuchs in Maria Saal in Kärnten auf. Seit 1971 lebt er als freier Schriftsteller. 2005 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung gewählt und ist außerdem Mitglied der Grazer Autorenversammlung. Bekanntschaft erlangte er durch „Rozznjogd“ (1971), „Sauschlachten“ (1972) und die Fernsehserie „Alpensaga“ (1974–1979). In seinen ersten beiden Werken verwendete er Dialekt, in „Die Minderleister“ aber eine kunstvolle „hohe“ Sprache. Er schreibt Theaterstücke, Drehbücher, Gedichte, Aufsätze und Reden. Seine Werke wurden in mehrere Sprachen übersetzt, seine Theaterstücke werden weltweit gespielt. Für das Schauspielhaus Graz schrieb er eine Neufassung von „Die Minderleister“ und eröffnete die Spielzeit 06.07 mit einer Lesung seines Stücks „Die Eröffnung“. In der Saison 2017.2018 wurde von ihm außerdem „Jedem das Seine“ (verfasst mit Silke Hassler) in der Regie von Sandy Lopičić am Schauspielhaus gezeigt.
Zum Regisseur
Michael Schilhan wurde 1964 in Judenburg geboren und ist in Wartberg/Mürztal aufgewachsen. Er studierte Kulturmanagement an der Johannes Kepler Universität Linz und absolvierte Studienaufenthalte am GITIS-Institut in Moskau. Er zeichnete bereits für an die 60 Inszenierungen im Schauspiel und Musiktheater verantwortlich, u. a. für das Festival steirischer herbst 99, das Volkstheater Wien, das Internationale Haydn Festival in Eisenstadt, das Salzburger Landestheater, das Festspielhaus St. Pölten, das Klagenfurter Ensemble, die Volksoper Wien und die Oper Graz. 1998 erhielt Michael Schilhan beim europäischen Wettbewerb für Regie und Bühnenbild des Wagner Forum Graz den Publikumspreis und den Förderungspreis. Er ist als Vortragender u. a. am ICCM Salzburg, an der National University Taipeh, an der National University Kaohsiung, an der Tokio Voice Academy, in Osaka, Kyoto, Nagoya und Hiroshima tätig. Seit der Saison 2001.2002 ist er Künstlerischer Leiter des Grazer Jugendtheaters Next Liberty und seit 1. September 2004 dessen geschäftsführender Intendant.
Regie Michael Schilhan
Bühne & Kostüme Anne Marie Legenstein
Licht Viktor Fellegi
Dramaturgie Karla Mäder
Mit Franz Solar
Margarethe Tiesel
weitere bereits disponierte Vorstellungen am 10., 11., 13., 18., 19., 21. Dezember und am 11. und 17. Jänner, jeweils um 19.30 Uhr, sowie am 12. Jänner um 15.00 Uhr, HAUS EINS
Tickets
T 0316 8000, F 0316 8008-1565, E tickets@ticketzentrum.at
I www.schauspielhaus-graz.com
SCHAUSPIELHAUS AKTIV
MITSCHAUEN Schauklub am 18. Dezember MITREDEN Theaterdialog am 18. Dezember
Schauspielhaus Graz GmbH, A-8010 Graz, Hofgasse 11