Wenn er lamentiert, ist es ein heiteres Lamento; wenn er witzelt, witzelt er voller Trauer. Er ist zutiefst sympathisch – und war immer wieder ein Tyrann. Ein Künstler, der bis zu seinem Tod manchmal wie ein Kind auf die Welt guckte. Und sich wunderte.
Der Österreicher Thomas Bernhard (1931 – 1989) ist einer der bedeutendsten deutschsprachigen Autoren des 20. Jahrhunderts, seine Romane und Theaterstücke sind weltberühmt. Sein Stück „Die Macht der Gewohnheit“ nannte Bernhard eine „Komödie“ – es ist ein immer wieder heiteres Spiel am Abgrund; der Witz der Diskrepanz von Sehnsucht und Wirklichkeit; versuchen und scheitern. Diese Komödie ist eine Komödie des Kunststrebens. Des Lebens. Bernhardsches Existenztheater:
Zirkusdirektor Caribaldi hat eine Vision: die perfekte Aufführung, gemeinsam der richtige Ton, Musik – Kunst. Dafür lebt er und dafür quält er seine Truppe. Nach der Manege, nach der Unterhaltung, kommen für Jongleur, Dompteur, Spaßmacher und Seiltänzerin jeden Tag die Proben zu Schuberts „Forellenquintett“. Gegen alle Widerstände, alle eigenen Unzulänglichkeiten und alle Unfähigkeiten der Mitspieler, muss es doch gelingen, einmal, nur einmal Perfektion zu erreichen.
Protest regt sich, Aufstand. Resignation. Verführung. Die Drohung von Gewalt. Autorität. Neuversuch. Wieder scheitern.
Im Zentrum von Thomas Bernhards Stück steht Franz Schuberts berühmtes „Forellenquintett“, die Szenen folgen der Dramaturgie der fünf Sätze, die Sprache ist musikalisch durchkomponiert. „Die Macht der Gewohnheit“ ist eine grandiose, witzige, sehnsüchtige, schmerzvolle Parabel auf das Kunststreben. Auf das Leben.
„Die Macht der Gewohnheit“ von Thomas Bernhard in der Regie von Günther Beelitz ist die letzte Produktion im Studio unter der Intendanz von Michael Gruner, Das Bühnenbild entwarf Alexander Müller-Elmau, die Kostüme Ariane Erbe.
Es spielen: Ulrike Beerbaum, Christian Higer, Patrick Jurowski, Andreas Weißert und Andreas Wrosch.
Vorstellungen am 24. und 29. April, 2., 6., 19. und 30. Mai 2010
Karten unter 0231/5027222 oder www.theaterdo.de