Die Gebrüder Grimm definieren in ihrem Deutschen Wörterbuch die Sage als »Kunde von Ereignissen der Vergangenheit, welche einer historischen Beglaubigung entbehrt«. Das Prinzip unserer »Deutschlandsaga« ist eine derartige Geschichts- oder vielmehr Geschichtenerzählung. Wir haben 18 junge Theaterautoren beauftragt, die Jahrzehnte deutscher Nachkriegsgeschichte zu recherchieren und Kurzdramen über ihren persönlichen Blick auf die Zeitgeschichte zu schreiben. Was wird für erinnerungswürdig gehalten? Auf welche Ereignisse, Erzählungen, Gerüchte oder Gefühle bezieht sich eine junge Generation, wenn sie ihre eigene Identität aus der Vergangenheit ableitet?
Die kurzen Stücke sind der Versuch, die Schichten der Geschichte aufzubrechen, um einzelne Teile betrachten und beschreiben, also interpretieren zu können.
Die »Deutschlandsaga« entsteht aus intensiven Recherchen, individuellen Gesprächen und instinktiven Assoziationen.
Drei Stücke pro Jahrzehnt von den 50ern bis zu den 00er-Jahren werden geschrieben und von den jungen Regisseuren Robert Borgmann und Jan-Christoph Gockel, Absolventen der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch«, mit einem festen Ensemble von fünf Schauspielern im Studio der Schaubühne inszeniert. Von November 2007 bis April 2008 findet jeden Monat eine Premiere zu einem Jahrzehnt statt. Wissenschaftler unterschiedlicher Bereiche sind eingeladen, über bestimmte Themen zu referieren und mit dem Publikum und uns zu diskutieren. Eine Reihe von Schulfilmen aus den jeweiligen Jahrzehnten zeigt die sich wandelnden Meinungen über Aufklärung, Familienbilder oder die Aufarbeitung der Geschichte. In Zusammenarbeit mit der Schaubühne präsentiert CineStar im Kino in der Kulturbrauerei ab dem 3. Dezember an jedem ersten Montag des Monats einen Film aus einem Jahrzehnt Filmschaffen in der DDR und BRD. Bei einer musikalischen Reise durch die Jahrzehnte wird zum Tanz gebeten. Eine Aus- oder vielmehr Bereitstellung unserer Recherchematerialien und Fundstücke im Eingangsbereich des Studios wird zu einem sich ständig verändernden, im Wachstum befindenden, lebendigen Archiv.
DIE ERSTEN URAUFFÜHRUNGEN – DREI 50ER-JAHRE STÜCKE
FRÄULEINWUNDER
VON JOHANNA KAPTEIN
Ein Mädchen, im Krieg geboren unter dem Bombenhagel, kämpft sich durch die Jugend: endlich die Schrecken der
Kindheit und der Vergangenheit hinter sich lassen, den abwesenden Vater, die schweigende Mutter, die schrecklichen
Bilder. Endlich ein eigenes neues Leben, das ist die Gründung einer neuen Familie.
BACKFISCHTOD BAD NAUHEIM
VON REBEKKA KRICHELDORF
Elvis ist mit der US Army in Bad Nauheim stationiert. Vor seiner Tür lauern scharenweise Groupies. Backfisch Linda will lieber selbst Elvis sein. Aber was tun, wenn Elvis plötzlich schwanger wird?
RIALTO VON ULRIKE SYHA
Während der Dreharbeiten des ersten deutschen Edgar-Wallace-Films »Der Frosch mit der Maske« geht in der Produktionsfirma alles drunter und drüber: zwischen den Sekretärinnen tobt der Kalte Krieg, der Drehbuchautor hat die Idee, eine Wallace-Serie zu schreiben, und der Produzent will vor allem eines – keine Experimente.
Nachkriegsgeschichte zu recherchieren und Kurzdramen über ihren persönlichen Blick auf die Zeitgeschichte zu schreiben. Was wird für erinnerungswürdig gehalten? Auf welche Ereignisse, Erzählungen, Gerüchte oder Gefühle bezieht sich eine junge Generation, wenn sie ihre eigene Identität aus der Vergangenheit ableitet? Die kurzen Stücke sind der Versuch, die
Schichten der Geschichte aufzubrechen, um einzelne Teile betrachten und beschreiben, also interpretieren zu können.
PREMIERE AM 29. NOVEMBER 2007
Weitere Vorstellungen am 1.+2.12.2007
Regie
Robert Borgmann
Jan-Christoph Gockel
Magda Willi
Kostüme
Esther Krapiwnikow
Stephanie Eidt
Niels Bormann
Ina Tempel
Felix Römer
Lore Stefanek
Termine
01.12.2007
02.12.2007
06.12.2007
13.12.2007
28.12.2007