Er unterminiert das Vertrauen in die gerade erst geschlossene Ehe mit Desdemona und stürzt Othello in einen Strudel von selbstzerstörerischer Eifersucht. Dabei nutzt er geschickt den gesellschaftlichen Druck, der ohnehin auf dieser Verbindung eines Schwarzen mit einer Weißen lastet. Der umsichtige und rationale Othello verliert zunehmend den Boden unter den Füßen, Wirklichkeit und Identität kommen ihm abhanden, Iago teibt ihn in eine geistige Zerrüttung, die schließlich für die ganze Gesellschaft zur Katastrophe wird.
Shakespeares um 1604 entstandenes Stück gehört neben »Hamlet« und »König Lear« zu den großen späten Tragödien des Dichters, die sich durch besonders präzise Menschenbeobachtung und psychologische Tiefe auszeichnen. Die paranoide Dynamik von Eifersucht ist hier so eindrücklich nachgezeichnet, dass die Figur des Othello zu ihrem sprichwörtlichen Repräsentanten geworden ist. Dabei gerät oft aus dem Blick, dass mit Iago die aktivste Figur des Dramas von Neid getrieben ist und von dem Gefühl, gedemütigt und zu kurz gekommen zu sein.
Shakespeare hat mit »Othello« ein differenziertes Stück über männliche Konkurrenz und männliche Karrieren geschrieben, über die subtilen Strategien gesellschaftlicher Ausgrenzung, über Rassismus und Sexualität. Und obwohl Shakespeare viele Fährten legt, bleibt das Stück ein irritierendes Rätsel: Warum geht Desdemona sehenden Auges in ihr Verderben, warum zerstört Iago Othello und warum zerstört Othello sich selbst?
Nach »Ein Sommernachtstraum« und »Hamlet« ist »Othello« Thomas Ostermeiers dritte Beschäftigung mit Shakespeare.
Eine Koproduktion der Schaubühne am Lehniner Platz Berlin mit dem Hellenic Festival 2010.
William Shakespeare
Regie
Thomas Ostermeier
Jan Pappelbaum
Kostüme
Nina Wetzel
Musik
The Polydelic Souls
Musikalische Leitung
Nils Ostendorf
Video
Sebastien Dupouey
Dramaturgie
Marius von Mayenburg
Erich Schneider
Kampfchoreographie
René Lay
Othello
Sebastian Nakajew
Brabantio, Lodovico, Herr (2. Akt)
Thomas Bading
Cassio
Tilman Strauß
Iago
Stefan Stern
Roderigo
Niels Bormann
Doge, Butler
Erhard Marggraf
Senator, Montano, Gratiano
Ulrich Hoppe
Desdemona
Eva Meckbach
Emilia
Laura Tratnik
Bianca
Luise Wolfram
Saxophon
Ben Abarbanel-Wolff
Orgel, Keyboard
Thomas Myland
Trompete
Nils Ostendorf
Schlagzeug
Max Weissenfeldt
Termine
12.10.2010, 20.00 Uhr
13.10.2010, 20.00 Uhr
15.10.2010, 20.00 Uhr
16.10.2010, 20.00 Uhr
17.10.2010, 20.00 Uhr
12.11.2010, 20.00 Uhr
13.11.2010, 20.00 Uhr
14.11.2010, 20.00 Uhr