Beide sind glücklich. Liebesschwüre, Heirat - Happy End. Wären da nicht ihre Familien. Verfeindet bis aufs Blut. „Hier wütet Hass, doch Liebe wütet mehr.“
Romeo und Julia – ein Mythos. Selbst wer das Stück noch nie gelesen, noch nie gesehen hat, kennt ihre tragische Liebesgeschichte. Von Anfang an steht die Liebe dieser beiden jungen Menschen unter einem ungünstigen Stern. Ihre Familien sind bis aufs Blut zerstritten. Doch so unbedingt der Hass ihrer Familien ist, der die beiden trennt, so unbedingt ist auch die Liebe, die sie verbindet. Eine Liebe, die keine Kompromisse akzeptiert, keine Bedingungen kennt und keine Forderungen stellt. Familienbande und deren Regeln stehen einzigartigen, überwältigenden Liebesgefühlen gegenüber. Die Kette fataler Zufälle enthüllt sich als Ironie des Schicksals, als Unstern, den die Liebenden immer wieder in ihren dunklen Ängsten erahnen und in der Absolutheit ihres Fühlens bewusst herausfordern, bei der Liebesentscheidung und bei der Wahl des Liebestodes. So verbinden sich Zufall, Schicksal und eigene Wahl zu einer Motivation, deren letzter Sinn den Gestalten im Zentrum verborgen bleibt.
Shakespeares erste bedeutende Tragödie erschien 1597 im Druck. Der Titel enthält den Hinweis auf zahlreiche vorausgegangene Aufführungen durch „the Lord of Hunsdon his Servants“, wie sich Shakespeares Truppe 1596/97 nannte. Da gewichtige Argumente für eine wesentlich frühere Datierung fehlen, wird eine Entstehungszeit um 1595/96 wahrscheinlich. Die Liebestragödie rückt somit in die Nähe der themenverwandten Komödie A Midsummer Night’s Dream und der Sonettdichtung Shakespeares.
Der Stoff des Dramas stammt aus der Novellenliteratur der Renaissance. Schon im Novellino des Masuccio von Salerno (1474) ist die Geschichte in wesentlichen Zügen gegeben und bei L. da Porto (um 1535) erhält sie durch neue Eigennamen und zusätzliche Handlungselemente (Ball, Balkonszene, zweifacher Selbstmord am Ende) im Wesentlichen ihre vertraute Gestalt. Von den Neufassungen dieser Version ist die Bandellos die beste und bedeutsamste; sie wurde die Grundlage zweier elisabethanischer Bearbeitungen, eines über 3000 Verse langen Gedichts von A. Brooke mit dem Titel The Tragical History of Romeus and Juliet (1562) und einer Novelle von W. Painter (1567). Beide Fassungen – und wohl nur sie – hat Shakespeare gekannt, sich aber vor allem an die Verserzählung gehalten und ihr wichtige Anregungen und auch einzelne Formulierungen entnommen.
Shakespeare prägt dem Stoff dramatischen Rhythmus auf und rafft das Geschehen von Monaten zum jagenden Zeitablauf von vier Tagen und Nächten; die so entstehenden Verkettungen und ironischen Situationskontraste erwecken den Eindruck tragischer Unaufhaltsamkeit.
Das Drama zeigt eine in der Renaissancetragödie bislang unerhörte Weltfülle im Gegeneinander und in der Versöhnung heterogener Elemente, von Dramatik und Lyrismus, Tragik und Komik, zynischer und ergriffener Haltung, spontanem und gekünsteltem Stil. Der Gegensatz der Liebenden zur Welt, die sie negieren, zum routinemäßigen Hass ihrer Familien, zu den Alten und Desillusionierten, aber auch zur satirisch herausfordernden oder behaglich derben Reduktion der Liebe auf das Sexuelle, könnte nicht wirkungsvoller angelegt sein. Shakespeares Hohes Lied der reinen Liebe wird umrahmt von einer verbalen Komödie, die eine erstaunliche Frequenz frivoler und obszöner Späße aufweist.
Inszenierung Gerhard Willert
Bühne und Kostüme Alexandra Pitz
Musik Christoph Coburger
Dramaturgie Elke Ranzinger
Theaterpädagogik Anke Held
Chorus Stefan Matousch, Anna Trauffer
Romeo Klaus Köhler
Montague, sein Vater Thomas Kasten
Montagues Frau Sabrina Linda Riedel
Benvolio, Montagues Nichte Christiane Schulz
Balthasar, Angestellter Tobias Graupner
Julia Nicole Reitzenstein
Capulet, ihr Vater Vasilij Sotke
Capulets Frau Nora Dirisamer
Tybalt, ihr Neffe Peter Pertusini
Amme der Julia Verena Koch
Peter, Majordomus Erich Josef Langwiesner
Escalus, Fürst von Verona Stefan Matousch
Mercutio, Verwandter des Fürsten Aurel von Arx
Paris, Verwandter des Fürsten Ralf Wegner
Page des Paris Christiane Schulz
Bruder Lorenzo Georg Bonn
Bruder John Peter Pertusini
Ein Apotheker Aurel von Arx
Instrumente Philipp Schaufelberger, Anna Trauffer