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RITTERLICHER HUMOR -- Das Stuttgarter Ballett zeigt "Don Quijote" im Opernhaus STUTTGART

am 15.7.2025

In diesem Ballett von Maximiliano Guerra nach Miguel de Cervantes kämpft ein junges Paar um seine Liebe. Gleichzeitig begegnen wir Don Quijote als Träumer mit einem unglaublichen Durchhaltevermögen. Er erkennt die Verlogenheit der Gesellschaft mit ihrem Mangel an Idealen. Und er kämpft dafür, diese zu beseitigen. Und auch die Freundschaft spielt hier eine große Rolle. Sein Begleiter Sancho Pansa (facettenreich: Carlos Strasser) ist kein Trottel, sondern ein treuer Wegbegleiter. Insbesondere der Humor kommt bei dieser gelungenen Inszenierung mit dem ausdrucksstarken Bühnenbild und den Kostümen von Ramon B. Ivars gut zur Geltung.

 

Copyright: Roman Novitzky/Stuttgarter Ballett

Der Dichter Cervantes betrachtet dabei immer wieder das Geschehen - Adrian Oldenburger stellt hier neben Cervantes auch den Ritter "von der traurigen Gestalt" Don Quijote dar. Und trotz seiner eigenen Liebe zu Kitri handelt Don Quijote zuletzt ritterlich und erzwingt von Kitris Vater Lorenzo (Emanuele Babici) den Segen für das Paar Basilio und Kitri, das von Marti Paixa und Mackenzie Brown wirklich grandios getanzt wird. Sehr gelungen ist auch die Szene, bei der sich Basilio aus Verzweiflung mit einem Messer ersticht und danach plötzlich wieder aufersteht. 

Cervantes wird nach der glücklichen Vereinigung des Paares mit der Niederschrift seines Romans beginnen. Maximiliano Guerra wollte diese Geschichte aus der Sicht des Autors erzählen, was ihm sehr überzeugend geglückt ist. Nach dem Bild des Dorfplatzes taucht diese fantasievolle Inszenierung in die geheimnisvolle Welt der Dryaden ein, wo Dulcinea erscheint und mit Cervantes tanzt. Und es wird ironisch gezeigt, wie Don Quijote die unerreichbare Dulcinea verfolgt! Ein visueller Höhepunkt ist vor allem auch Don Quijotes Kampf gegen die Windmühlen, deren gewaltige Räder im Bühnenbild herumschwirren und den Zuschauer fesseln. Da verbindet sich das szenische Geschehen stilvoll mit der Musik von Ludwig Minkus, die sich auch in den subtilen Lichteffekten widerspiegelt. Sie ist nicht so opulent wie die Instrumentierung Tschaikowskys. Doch Minkus besitzt großen Spürsinn für tänzerische Effekte. 

Im Jahre 1869 begann übrigens seine Zusammenarbeit mit Marius Petipa und dem Moskauer Bolschoi-Ballett. Und die Szene beim Fahrenden Volk erzählt ebenfalls die seltsame Geschichte von einem Paar, das sich liebt, aber nicht zusammensein darf, weil ein böser und reicher Mann es verhindert. Hier werden außerdem Querverbindungen zu Marius Petipas Urversion geschaffen, wo spanische Tänze wie Zingara, Jota und Morena eine wichtige Rolle spielten. Die elektrisierend dargebotenen Flamenco-Tänze stehen immer wieder im Mittelpunkt, wobei das Stuttgarter Ballett alle Register zieht. 

Der Stil sowjetischer Choreographen dominiert bei dieser Arbeit sehr deutlich. Kitri tanzt als Wirtstochter dabei durchaus sinnlich, Kastagnetten und Fächer illustrieren diese betörenden Bilder. Der virtuose Spitzentanz triumphiert bei Kitris Auftritten, denen Mackenzie Brown markante Glanzpunkte verleiht. Ihr Auftrittssolo im ersten Akt fasziniert mit einem berühmten Sprung, der nach Maja Plissetzkaja benannt wurde. Das hintere Bein wird so weit nach oben geworfen, bis es fast Kitris Kopf berührt! Hervorragend wird bei dieser Auffühung zudem der Grand Pas de deux im dritten Akt präsentiert. Nach dem festlichen Adagio meistert Kitri eine ausgezeichnete, leicht hingetupfte Pizzicato-Variation. Das Spiel mit dem  Fächer fasziniert! Die 32 Fouettes rond de jambe en tournant werden meisterhaft dargeboten. Die Ballerina holt immer neuen Schwung - und Mackenzie Brown steuert ihre Beinbewegungen exzellent. Mit großem Corps de ballet erreichen die tänzerischen Darbietungen wahre Siedepunkte. 

Das Staatsorchester Stuttgart unter der einfühlsamen Leitung von Wolfgang Heinz hat alles im Griff und begleitet die Tänzerinnen und Tänzer des Stuttgarter Balletts wie auf Zehenspitzen! Jubel, Ovationen, Riesenapplaus, Blumensträuße. 
 

 

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