Mit Tannhäuser schuf Richard Wagner einen radikalen Grenzgänger und damit eine der interessantesten Figuren der im 19. Jahrhundert anbrechenden Moderne.
Bis zu seinem Lebensende sollte Richard Wagner (1813–1883) seine „Tannhäuser“-Partitur begleiten. Immer wieder nahm er nach der von ihm selbst inszenierten und dirigierten Uraufführung 1845 in Dresden umfassende Änderungen vor – und noch kurz vor seinem Tod notierte seine Frau Cosima in ihr Tagebuch: „Er sagt, er sei der Welt noch den Tannhäuser schuldig.“ Dies mag damit zusammenhängen, dass es womöglich auf jene Kernfrage, um die nicht nur der „Tannhäuser“, sondern letztlich Wagners gesamtes Schaffen kreist, keine endgültige Antwort gibt. Auch musikalisch noch auf der Grenze zwischen romantischer Oper und Musikdrama schuf Wagner mit seiner Titelfigur das eindrucksvolle Beispiel eines letztlich hilflosen Anarchisten auf der Suche nach dem Glück, der weder durch die Gesellschaft noch den Papst in Rom Vergebung seiner Sünden erlangen kann. Sein radikaler Kampf, Freiheit gleichermaßen in sich wie von sich selbst zu erringen, macht diesen Protagonisten, der so vieles mit seinem Schöpfer teilt, zu einer der Schlüsselfiguren der im 19. Jahrhundert anbrechenden Moderne.
Zum Wagner-Jahr 2013 nimmt uns Regisseur Burkhard C. Kosminski mit seiner Inszenierung hinein
in die Erinnerungsräume Tannhäusers. Angesiedelt im Deutschland der frühen 1940er-Jahre sowie in
der neuen Bundesrepublik Konrad Adenauers erzählt er Wagners Drama als eine beklemmende
Geschichte über Schuld und Verdrängung, den Versuch der Sühne und letztendliches Zerbrechen. Das
menschliche Miteinander erweist sich – in der totalen Entgrenzung des Venusbergs genauso wie in der
scheinbar sauberen Welt der Wartburg – als eine Hölle der Beziehungen, die weder für Venus und
Elisabeth, noch für Tannhäuser und Wolfram eine Chance auf Zukunft kennt.
Die musikalische Leitung hat Generalmusikdirektor Axel Kober, der in diesem Jahr auch bei den
Bayreuther Festspielen das „Tannhäuser“-Dirigat übernimmt. Thorsten Grümbel, seit dieser Spielzeit
wieder im Ensemble der Deutschen Oper am Rhein, ist als Landgraf zu erleben, der Schwede Daniel
Frank gibt sein Debüt in der Rolle des Tannhäuser. Die Wagner-erfahrenen Sänger Markus Eiche,
Elisabet Strid und Elena Zhidkova gastieren ebenso wie Svenja Lehmann an der Deutschen Oper am
Rhein und ergänzen die Solisten aus dem eigenen Ensemble.
Musikalische Leitung: Axel Kober
Inszenierung: Burkhard C. Kosminski
Choreografie: Jean Laurent Sasportes, Pascal Merighi
Bühne: Florian Etti
Kostüme: Ute Lindenberg
Licht: Volker Weinhart
Chorleitung: Gerhard Michalski
Dramaturgie: Anne do Paço
Landgraf: Thorsten Grümbel
Heinrich der Schreiber: Johannes Preißinger
Tannhäuser: Daniel Frank
Reinmar von Zweter: Timo Riihonen
Wolfram von Eschenbach: Markus Eiche
Elisabeth: Elisabet Strid
Walther von der Vogelweide: Corby Welch
Venus: Elena Zhidkova
Biterolf: Stefan Heidemann
Ein junger Hirt: Svenja Lehmann
Chor der Deutschen Oper am Rhein
Extrachor
Düsseldorfer Symphoniker
Aufführungen im Opernhaus Düsseldorf:
Sa 04.05. 18.00 Uhr | Do 09.05. 18.00 Uhr | So 12.05. 15.00 Uhr | So 19.05. 18.00 Uhr |
Do 30.05. 18.00 Uhr | So 02.06. 18.00 Uhr
Karten und Service:
Opernshops Düsseldorf und Duisburg, Telefon 0211.89 25 211, und online über www.operamrhein.de.