Im Zentrum steht Argan, der sich nicht nur einbildet, krank zu sein, sondern es tatsächlich ist: Er leidet an Hypochondrie. So kann und will er sich nicht anders zu seinem sozialen Umfeld ins Verhältnis setzen als über sein Leid, um das er in tyrannischer Selbstbespiegelung kreist. Der Kölner Autor und Musiker PeterLicht schreibt mit «Der eingebildete Kranke» seine vierte Molière-Neudichtung: Gewohnt sprachverspielt seziert er sowohl den Individual- als auch den Gesellschaftskörper und bricht das letzte Tabu neoliberaler Selbstoptimierer – das der Sterblichkeit.
«Argan ist ein Hyperperformer der Empfindsamkeit. Er neigt der Unsterblichkeit zu, das heißt, er will immer weiter das tun, was ihm als Lebewesen vorgegeben ist zu tun, nämlich LEBEN, wie sollte es auch anders sein? Er ist ein LEBEwesen, bei ihm gibt es keinen Tod, sondern nur die ANGST vor dem Tod. Der Tod ist abgeschafft. Aber leider ist es nicht klar, ob sie wirklich gelang, die Abschaffung. Argan hat den Tod ersetzt durch Strategien zur Vermeidung des Todes. Also zur Aufrechterhaltung der Gesundheit, was ja das Gleiche. Es gibt eine einfache Gleichung: Solange man gesund ist, ist man noch nicht tot. So viel immerhin wissen wir. Obwohl … » PeterLicht
Claudia Bauer setzt ihre Zusammenarbeit mit PeterLicht fort und bringt mit «Der eingebildete Kranke» zum dritten Mal ein Stück des Autors zur Uraufführung. Ab 18. April 2020 wird auch «Tartuffe oder das Schwein der Weisen» am Residenztheater zu sehen sein.
Zum Autor PeterLicht
Der deutsche Musiker und Autor PeterLicht bewegt sich mit seiner Arbeit zwischen Text und Musik, Popkultur und Theater. Er veröffentlichte zahlreiche Alben, u.a. «14 Lieder» (2001), «Stratosphärenlieder» (2003), «Lieder vom Ende des Kapitalismus» (2006), «Melancholie und Gesellschaft» (2008), «Das Ende der Beschwerde» (2011), «Lob der Realität» (2014) und «Wenn wir alle anders sind» (2018). 2006 erschien sein erstes Buch «Wir werden siegen – Buch vom Ende des Kapitalismus», es folgten «Die Geschichte meiner Einschätzung am Anfang des dritten Jahrtausends» (2008, ausgezeichnet mit dem 3sat-Preis und dem Publikumspreis im Rahmen des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs 2007) und «Lob der Realität» (2014). 2009 kuratierte PeterLicht an den Münchner Kammerspielen das «Festival vom unsichtbaren Menschen». Folgende seiner Stücke kamen zur Aufführung: «Räume Räumen» (UA 2009, Regie: PeterLicht und S.E.Struck, Münchner Kammerspiele), «Die Geschichte meiner Einschätzung am Anfang des dritten Jahrtausends» (UA 2009, Regie: Florentine Klepper, Theater Basel), «Der Geizige. Ein Familiengemälde nach Molière» (UA 2010, Regie: Jan Bosse, Maxim Gorki Theater Berlin), «Das Abhandenkommen der Staaten» (UA 2010, Regie: Mareike Mikat, Schauspiel Leipzig), «Wunder des Alltags» (UA 2012, Regie: Peter Kastenmüller, Düsseldorfer Schauspielhaus), «Das Sausen der Welt» (UA 2013, Regie: SEE!, Schauspiel Köln) sowie «Der Menschen Feind» (UA 2016, Regie: Claudia Bauer, Theater Basel). «Der eingebildete Kranke» ist als Auftragswerk für das Residenztheater entstanden. Am 18. April 2020 kommt außerdem sein Stück «Tartuffe oder das Schwein der Weisen», ein Auftragswerk für das Theater Basel und eingeladen zum Berliner Theatertreffen 2019, zur Münchner Premiere.
Inszenierung Claudia Bauer
Bühne Andreas Auerbach
Kostüme Vanessa Rust
Musik PeterLicht
Arrangements und Musikalische Leitung Henning Nierstenhöfer
Licht Gerrit Jurda
Dramaturgie Constanze Kargl
Das Bild zeigt Molière