Das Wegbrechen von Autoritäten und die Verunsicherung der Eltern ließen sie allein und nicht selten orientierungslos zurück. Halt boten für viele die Musik und die Texte der immer wieder umstrittenen Band Böhse Onkelz. Ein zeitgeschichtliches Rechercheprojekt über mehrere Monate, das der Generation der damals 10- bis 15-Jährigen, die die Wende 1989/90 in Ostdeutschland bewusst erlebt und eine Nähe zu den damaligen Jugendkulturen gehabt haben, eine Stimme geben soll. Dabei wird sich das Projekt auf eine Gruppe von dreißig Personen konzentrieren, für die die Lieder der Onkelz in den entscheidenden Jahren eine Rolle spielten. Mit welchen Hoffnungen und Erwartungen ans Leben sind junge Menschen damals gestartet? Wo stehen sie heute, zwanzig Jahre danach?
Für die Generation der Zonenkinder wurden 89 Entscheidungen getroffen, in die sie nicht involviert waren. Diese Generation sind wir, die „Generation Übergangsphase“, in der alles umgeworfen, alles verändert und keine Richtung ausgewiesen wurde … Allgemeines Schweigen in Eltern-, Lehrer-, Nachbarschaften …
Kein Laut dringt zu uns durch. Keiner braucht uns. Keiner will uns.
Entgegen den allseitigen Feierlichkeiten zum 20. Jahrestag der Friedlichen Revolution soll es ein Mal nicht um die Wendegewinner, ein Mal nicht um die großen Visionen – um die Freiheit gehen. In „Fanz 89/09“ recherchiert Regisseurin Mareike Mikat Dokumente einer Generation, die teilnahms-, weil erfahrungslos am Rand der Feierlichkeiten steht, einer Generation, die kein Einheits-Bild liefert. In einer Zeit, in der alle auf alles zu antworten wissen, stellt diese jetzt mündige Altersklasse ihre Fragen; Fragen, die vor einem vermeintlich leeren Erfahrungshorizont noch niemand gestellt hat – und um deren Beantwortung weder Mütter noch Väter anstehen.
Da kommt so eine Gesellschaft – und schwupp, ist alles weg, was du für dich gefunden hast und kennst und liebst und hasst … Pudelnass gibt es zuerst keine Aussicht, keine Zukunft … Keinen Bedarf, keine Ansprüche, kein Verhandeln, kein Morgen.
Die emotionalisierende Musik und die harten, klaren Texte der Böhsen Onkelz boten vielen dieser Generation Halt.
Wir spielen dieses Lied
für Euch dort drüben
Ihr habt Euch selbst besiegt
dieses Land ist kein Vergnügen
man hat Euch wieder mal belogen
doch was könnt Ihr schon verlangen
es waren Worte der Freiheit
auf den Zungen von Schlangen
[Worte der Freiheit, Böhse Onkelz]
„Fanz 89/09“ probt die Kollision von Gefühls-, Bilder- und Alltagswelten einer Randgruppe, die im Demokratiechor Deutschland keine Stimme hat: ein neues „Neues Forum“.
Idee und Projektleitung: Mareike Mikat
Musikalische Leitung: Peter Schneider
Video: Enno Seifried
Dramaturgie: Johannes Kirsten
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