„Ich finde, dass die Welt aus permanenten Grausamkeiten besteht“, meinte Rainer Werner Fassbinder, und in PREPARADISE SORRY NOW zeigt er sie uns als Reigen täglicher Erfahrung von Macht und Unterwerfung. Es sind alltägliche Situationen, knappe, grelle Szenen wie Schlaglichter in die Gesellschaft hinein, in welcher das Milieu, die Straße, die Schule oder Armee, selbst die Gefühle zum Umschlagplatz von Macht, Vorteil, Angst und Gewalt werden.
Wer die Mechanismen nicht nutzen kann, ist schon Opfer. Doch Fassbinder hält sich nicht nur bei dieser Behauptung auf; er spiegelt diese Szenen in der Geschichte eines realen Serienmörderpärchens, das in den 1960er Jahren in England Kinder entführte, folterte, missbrauchte und schließlich tötete. Sie taten dies im Geiste einer faschistoiden Ideologie made in Germany, die für die Doktrin vom Herrschaftsmenschen das Menschenmorden rechtfertigte. Eine äußerst suggestive Anordnung also, die es sich im 30. Todesjahr Fassbinders 2012 zu überprüfen lohnt: Ist das Leben auf Erden wirklich ein „grausames Spiel von Erhebung und Demut – Die Liturgie eines Verbrechens“? Oder schrieb Fassbinder „54 Szenen zugunsten einer zukünftigen Anarchie“? So lauteten zumindest seine beiden Vorschläge für einen Untertitel des Stücks
Anja Nioduschewski
mit: Rosalind Baffoe, Konstantin Bühler, Andrej Kaminsky, Linda Pöppel, Barbara Trommer, Birgit Unterweger
Regie: Wolfgang Maria Bauer
Bühne und Kostüme: Herbert Kapplmüller
Dramaturgie: Anja Nioduschewski
Pas de deux: Heike Hennig